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julia_booklove

Posted on 20.3.2020

Es geht um die 19 jährige Joyce, die seit ihrem 14. Geburtstag von ihrem Stiefvater physisch und psychisch stark misshandelt wird. Dadurch ist sie sehr schreckhaft geworden und hat Angst vor vielen Menschen, insbesondere vor Männern. Zudem erträgt sie keine Berührungen. Nur für ihre kleine Schwester Annabelle lebt sie weiter. Bei der Arbeit lernt sie Ace kennen und fühlt sich direkt zu ihm hingezogen, obwohl er eigentlich dem Menschenbild entspricht, mit dem sie nichts zu tun haben möchte. Ace bietet Joyce und ihrer Schwester schließlich eine Möglichkeit, ihrem Leben zu entfliehen doch Joyces Vertrauen ist immer noch nicht gefestigt und ihre Vergangenheit holt sie immer wieder ein. Das Buch behandelt ein sehr ernstes Thema, vor dem man nicht die Augen verschließen sollte. Ich denke auch, oder gerade in der heutigen Zeit kommen verschiedenste Arten von Misshandlungen immer wieder vor und werden – wie im Buch – vertuscht und lange Zeit nicht aufgedeckt. Ein großes Lob also an dieser Stelle für den Mut der Autorin – insbesondere auch mit Hinblick auf ihr Alter – sich an dieses Thema ran zu wagen und eine so berührende Geschichte zu schreiben. Ich selber hatte immer wieder Gänsehaut und Tränen in den Augen, weil die Vorstellung, so etwas geschehe in der Realität so schrecklich ist. Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen. Es wurde abwechselnd aus der Perspektive von Joyce und von Ace geschrieben und man konnte sich in beide wunderbar hineinversetzten. Obwohl die Gefühle von beiden Seiten aus manchmal unterschiedlich waren und sie das gegenseitige Handeln nicht immer nachvollziehen konnten, war es für den Leser doch sehr gut möglich, aus beiden Seiten auf die Handlung schauen und beider Beweggründe begreifen zu können. Schmerz, Angst, Vertrauen – und ebenso das Fehlen desselbigen – konnte man eins zu eins mitfühlen. Sehr bildlich wurden auch die Misshandlungen – jetzt und in der Vergangenheit – geschildert. Gefühle kamen also niemals zu kurz, auch wenn es vielleicht in diesem Fall andere Gefühle sind, als man normalerweise aus Büchern gewohnt ist. Die Charaktere waren toll. Ace und Joyce sowieso, sie haben beide eine schwierige Vergangenheit und kämpfen weiterhin noch gegen die Problem die daraus entstanden sind an. Im Laufe des Buches entwickeln sie sich weiter – und dann auch mal wieder zurück zu ihren alten Verhaltensmustern. Toll waren aber auch die Nebenfiguren. Allen voran die kleine Annabelle, die eigentlich nicht spricht und für ihr Alter schon viel zu viel Schlimmes mit ansehen musste, die dann aber doch wieder weiß, wem sie am besten ihr Vertrauen schenken kann. Man muss Annabelle einfach ins Herz schließen. Dann gibt es Chazz und Devron, unterschiedlicher könnten sie nicht sein. Chazz hat sich mir direkt ins Herz geschlichen, bei Devron hat es etwas länger gedauert, am Ende mochte ich ihn aber fast am Liebsten von allen Figuren. Und dann gibt es noch weitere tolle Figuren, die es alle irgendwie nicht ganz leicht haben oder gehabt haben und dennoch ihr Möglichstes tun um für einander und für mehr Gerechtigkeit zu sorgen. Sehr gut gefallen haben mir auch die drei Kapitel, die nicht aus Sicht von Ace oder Joyce geschrieben waren! Über Spannung muss ich glaube ich nicht groß reden… die war von Anfang bis Ende gegeben. Es geschah recht viel unvorhersehbaren und insbesondere Dinge, mit deren Ausmaßen ich niemals gerechnet hätte. Meine einzige Kritik an diesem Werk sind die, für meinen Geschmack – zu vielen und zu krassen Zufälle. Im Großteil des Buchs fand ich die Handlung recht logisch, und dann gab es immer wieder Stellen, an denen einfach ein bisschen mehr Zufall ins Spiel kam und es für mich einfach unrealistisch wurde.   Von mir gibt es 4.5 Punkte, ein dickes Lob an die Autorin und eine Leseempfehlung für alle, die keine allzu schwachen Nerven haben! Brutalität und Gewalt wird in diesem Buch recht detailliert und anschaulich geschildert, das Thema ist sehr ernst   und insgesamt ist das Buch eine recht schwere Lektüre, die einen selber viel über das, was geschieht nachdenken lässt.

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