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stricki

Posted on 18.3.2020

Stehen geblieben Vernon Subutex rutscht ab, und wir schauen ihm dabei zu. Früher Sunnyboy, der Besitzer eines Plattenladens, Bandmitglied, gut aussehend, die Frauen liegen ihm zu Füßen. Und er denkt, das geht immer so weiter. Ewiger Teenager. Stehen geblieben. Generation X halt. Ein fast Fünzigjähriger der nicht merkt, wenn er nicht schleunigst etwas ändert, spuckt ihn die moderne Gesellschaft aus. Sex & Drugs & Rock´n´Roll. Okay, als mittelloser Typ mit schlechten Zähnen liegt sein Sexleben weitgehend brach. Die Freunde um ihn herum sterben, seine Rechnungen bleiben liegen. Er muss seine Wohnung räumen. Kein Grund zur Sorge für Vernon! Sein Freundeskreis ist groß, er überbrückt die Zeit, bis er wieder eine Wohnung hat, auf der Couch von ehemaligen Bandkollegen und Frauen, die er mit erprobtem Charme um den Finger zu wickeln gedenkt. Dieses Couchsurfing ist genial! Es beginnt harmlos und vielversprechend, noch ist er überheblich, noch kann er über die anderen lästern und sich besser fühlen. Aber dieses Leben ist anstrengend, hinterlässt Spuren, spült kein Geld in seine Kassen. Die Episoden über seine Freunde und deren Leben voller Enttäuschungen, Verbitterungen, Träume, Sehnsüchte, die machen süchtig! Die Frau, die sich endlich wieder verlieben will und deren Rache keine Grenzen kennt, als er flüchtet. Der Rocker, der nie verstehen wollte, warum echte Kerle ihre Frauen nicht verprügeln dürfen. Die Drogen-WG, in der er zum Star-DJ wird. Und so weiter. Ja, die Geschichten sind durchgehend zynisch, böse, bitter. Der Lack ist ab, selbst die Erfolgreichen sind nicht glücklich, die Besten haben sich arrangiert und sind halbwegs zufrieden. Das Buch erinnert mich an das dystopische GRM von Sibylle Berg, dort ziehen die schillernden Figuren ebenso rauschhaft an einem vorbei. Allerdings bewegt sich Virginie Despentes in der Jetztzeit und den vergangenen, besseren Jahren ihrer Figuren. Der Absturz von Vernon Subutex erfolgt langsam und unausweichlich. Keine Frage, ich werde mich schnellstmöglich auf Band 2 stürzen. Und ich freue mich, dass Buch irgendwann noch einmal zu lesen. So dicht ist die Hülle der Geschichten, dass sich das allemal lohnt. Mein Tipp: Das Buch ist auch ein tolles Geschenk für Musikliebhaber, es enthält einen richtigen Soundtrack! Es lohnt sich die mit viel Liebe ausgesuchte Musik im Buch parallel anzuhören.

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