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Posted on 18.3.2020

Theo ist ein 12-jähriges Scheidungskind. Soweit teilt er das Schicksal vieler Kinder, doch seine Eltern reden überhaupt nicht mehr miteinander, zerrütteter könnte eine „Familie“ nicht sein und jede Woche lebt er bei einem anderen. Sein depressiver Vater hat seine Arbeit verloren und Theo muss den Schein der Normalität aufrecht erhalten. Und auch seine Mutter ist verbittert, lässt Theo nach einer Woche bei seinem Vater ihre Launen an ihm aus…Der Druck auf den Jungen steigt und er sucht sich einen Ausweg. Mit seinem Freund Mathis trinkt er in der Schule Alkohol, um zu vergessen und sich leicht zu fühlen. Das bleibt nicht folgenlos und wird von einer Lehrerin bemerkt. Ein bewegender Roman, der zeigt, wie Kinder die bedingungslose Loyalität gegenüber ihren Eltern leben – komme was will. Sie können dabei selbst unter die Räder kommen und kaum einer merkt etwas. Entweder sind die Erwachsenen zu sehr mit sich selbst beschäftigt, nehmen Symptome/Auffälligkeiten nicht ernst oder sie trauen sich nicht gegen einen möglichen Widerstand anzugehen. Ja, es mag sein, dass die betroffenen Eltern nicht gerne hören, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt, aber im Sinne des Kindes ist es besser einfach nicht locker zu lassen, denn manche Abwärtsspirale ist vielleicht irgendwann nicht mehr rückgängig zu machen. Das Verhalten der sogenannten Eltern hat mich wütend und sprachlos zugleich gemacht. Das gemeinsame Kind kann man doch nicht so zum Spielball machen und so blind für dessen Gefühlswelt werden. Beim Vater ist es vielleicht noch irgendwie zu verstehen, denn Depressionen sind so, aber die im Vergleicht gesunde Mutter müsste doch etwas merken und – im Sinne ihres eigenen Sohnes handeln. Auch die Loyalität zwischen Freunden ist ein zentrales Thema. Wie lange macht man bei Aktionen, die einen selbst nicht überzeugen mit, wie lange deckt man den Freund und wann ist es Zeit die Notbremse zu ziehen? Was ist Loyalität und wo beginnt die „falsche“ Loyalität? Lehrerin Helene, die eine alles andere als schöne Kindheit hatte, versucht Theo zu helfen und gerät selbst ins Straucheln und auch Mathis Mutter beäugt -aufgrund ihrer Vergangenheit- die Freundschaft ihres Sohnes zu Theo kritisch. Aus verschiedenen Perspektiven schildert die Autorin die Geschichte, sodass der Leser zahlreiche Blickwinkel einnehmen kann und ein unheimlicher Sog entsteht, der den Leser vorantreibt, sodass ich das dünne Buch binnen eines Tages gelesen hatte. Man fiebert und hofft einfach mit. Manchmal möchte man die Figuren schütteln und anschreien, dass sie endlich mal richtig hinsehen sollen. Das Thema als solches, aber auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sind interessant dargestellt. Auch diesen aufwühlenden Roman aus der Feder der – aus meiner Sicht begnadeten Autorin – kann ich daher nur empfehlen. Man fragt sich auch selbst, wie man reagieren würde, ob man vielleicht schon stumme Hilfeschreie nicht gehört hat…Es ist ein dünnes Buch, aber eines mit einer unglaublichen Wucht.

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