...
Buchgestaltung Die Aufmachung dieses Buches ist einfach sensationell. Das Hardcover ist mit schönen und gruseligen Details ausgestattet. Zum einen gäbe es das diese tolle Cover, das mit den silbernen Ornamenten einfach ein echter Hingucker ist und dazu passend ein Lesebändchen am Buch. Dann wären da das Innenleben. Verschiedene Stellen im Buch, die in Briefform oder dergleichen sind, haben ein anderes Papier als der Rest des Buches. Es gibt echte schwarzweiß Fotografien im Roman. Die Kapitelüberschriften sind in einem smaragdgrün gehalten, welches sich in vielen Elementen der Gestaltung wiederfindet. Für mich einfach Top gemacht! Meinung Bei Jugendbuchthrillern bin ich meistens etwas skeptisch, weil ich immer zwei große Kritikpunkte haben: Erstens, die Bücher sind sehr vorhersehbar und zweitens, die Charaktere werden durch ihre etwas undurchdachten Handlungen immer rasch unsympathisch. Von Stigmata habe ich eine Menge Gutes gehört und nach dem mir die Leseprobe sehr gut gefiel, wollte ich unbedingt weiter lesen. Was soll ich sagen? Wenn auch ihr denkt, dieses Genre wäre nichts für euch, kann dieser Roman sicher Abhilfe schaffen. Stigmata ist spannend, unheimlich und komplex. Zu Beginn weiß man als Leser nicht so recht wie einem geschieht. Man liest die Geschichte nämlich in insgesamt drei verschiedenen Handlungsebenen. Zum einen wäre da die Vergangenheit, in der die Protagonistin von ihrem Leben und dem Tod ihrer Mutter erzählt, wodurch man viele Hintergrundinformationen erhält. Dann gibt es noch die Gegenwart, in der sich Emm sich auf die Suche nach Antworten begibt. Wie der Klappentext verrät, erhält sie nämlich einen Hinweis, dass der Unfall ihrer Mutter keiner gewesen ist, was sie zu einem Jugendcamp führt. Und dann gibt es noch jene Passagen, die Einblicke in Ereignisse geben, die vor vielen, vielen Jahren geschahen, als Emma und die anderen Charaktere nicht mal geboren waren. Es dauerte nicht lange, da hatte ich mich an diesen komplexen Aufbau gewöhnt. Das lag sicher an dem tollen Schreibstil der Autorin, denn diese schreibt sehr eindringlich und baut nach und nach mehr Atmosphäre mit ihren Worten auf. Durch die Wechsel der Orte und Situationen beginnt man zudem von der ersten Seite an über alles mögliche nachzudenken. Als Leser ist man eben so aktiv in die Geschichte eingebunden, dass es einem oft vorkommt, als stehe man direkt neben Emma. Auch die vielen Fotos tragen dazu bei, sich mitten im Geschehen zu befinden. Durch die Augen der Protagonistin erlebt man alles hautnah mit und an manchen Stellen habe ich mich richtig erschrocken, als auf einmal ein weitere Hinweis gefunden wurde. Emma ist eine Figur, die man nicht leicht durchschauen kann. In den ersten Kapiteln wusste ich nicht recht, was ich von ihr halten sollte, aber schnell zeigt sie durch ihre Handlungen und Gedanken, aus welchem Holz sie geschnitzt ist. Sie schreckt nicht vor Gefahren zurück, begibt sich aber nie absichtlich in Gefahr. Das war so eine Sache am Buch, die ich einfach fantastisch fand! Normalerweise rennen die Charaktere ja in ihr Unglück, aber nicht so Emma. Sie denkt immer genau nach, bevor sie etwas macht und wenn sie in Konflikte gerät, dann ist das umso Gänsehaut-mäßiger, weil man es eben selber nicht kommen sieht. Neben Emma spielten vor allem die Figuren des Camps eine Rolle. Auch hier hat die Autorin tolle Arbeit geleistet. Man lernt die neuen Leute zwar kennen, aber trotzdem entsprechen sie keinen Stereotypen. An vielen Stellen war das Buch dadurch mega fesselnd, weil man die Absichten der anderen so schlecht einschätzen konnte. Besonders die Dinge, die sich in dem ehemaligem Kloster ereignen bringen alle an ihre Grenzen und schnell fragt man sich, was für kranke Dinge in diesem Camp einfach nur schief laufen. Zwischenzeitlich gab es immer wieder den Sprung zu den „alten Zeiten“, die etwas in Tagebuchform erzählt wurden. Das war die einzige Sache, die mir nicht so gefallen hat. Fanatischer, religiöser Glaube wird hier öfter behandelt und mir war das alles ein bisschen zu viel zum Thema Religion. Viele der Dinge fand ich unheimlich interessant, aber besonders gegen Endes des Romans, hätte ich weniger Gerede über dies und jenen Glauben besser gefunden. Das ist aber nur mein persönliches Empfingen gewesen, was vielleicht daran liegt, dass mich Religion allgemein nicht so wirklich anspricht beziehungsweise faszinieren kann. Ansonsten fiel es mir schwer, hier an irgendeiner Stelle aufzuhören. Ich bin in der spannenden Handlung und all den aufregenden Wenden einfach versunken. Es gab so viele Momente, an denen ich kurz innehalten musste, weil sich vieles so dermaßen zuspitzt hat und ja, ich habe mich eine Menge gegruselt! Und egal, wie angestrengt ich nachgedacht habe, ich bin den Geheimnissen einfach nicht auf die Spur gekommen, weshalb das Finale im Buch mich wahnsinnig packen konnte. Nichts im Buch steht je still und als die Handlungen und alle Informationen anfangen sich zu überschneiden muss man einfach begeistert sein, weil Stigmata so gut geschrieben ist. Und ich möchte der Autorin echt einen Orden dafür verleihen, dass sie einfach alle Klischees ausgelassen hat. Was das Buch so toll, so spannend und lesenswert macht ist, das es einfach etwas besonderes ist. Hier wurden viele Ideen miteinander versponnen und nichts kam zu kurz. Es gab Action und Mystery. Es gab Spannung und sogar Momente, bei denen man lachen konnte (die Dialoge sind nämlich öfter mal sehr sarkastisch) und sehr viel Tiefgang. Man kennt einen Menschen eben nicht wirklich, bis man in die Abgründe seiner Seele blickt. Fazit Stigmata ist ein absolut empfehlenswerter Jugendbuchthriller, der unter die Haut geht und mit dem unvorhersehbarem Plot immer wieder überrascht. Der fesselnde Schreibstil lässt einen kaum Luft holen, wenn man als Leser zusammen mit Emma auf der Spur von etlichen Geheimnissen ist, die ans Licht kommen wollen. Die religiösen Aspekte waren mir manchmal etwas zu viel, aber stören den Roman im Gesamtbild nicht wirklich. Das hier war mein erstes Buch von Beatrix Gurian und wird nicht mein letztes bleiben, so viel steht schon mal fest :)