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zeilenregen

Posted on 17.3.2020

“When Alex was a kid, before anyone knew his name, he dreamed of love like it was a fairy tale, as if it would come sweeping into his life on the back of a dragon one day. When he got older, he learned about love as a strange thing that could fall apart no matter how badly you wanted it, a choice you make anyway. He never imagined it’d turn out he was right both times.” Ich lese viel, schon seit ich ein Kind war. Was ich ganz offen zugebe, ist, dass ich Liebesgeschichten liebe. Egal, ob als Subplot in einem Fantasy-Roman oder als New Adult Buch. Ich habe schon viele Liebesgeschichten gelesen und geliebt, anderen davon erzählt, Nächte damit verbracht, über diese Geschichten nachzudenken, und stundenlang durch Hashtags der Shipnamen auf Tumblr gescrollt. Mit „Red, White & Royal Blue“ hat es Casey McQuiston geschafft, meine bisherige Vorstellung von Liebesgeschichten in die Hand zu nehmen und einmal komplett durcheinanderzubringen. Was passiert, wenn sich der Sohn der US-Präsidentin und ein Prinz des Britischen Königshauses ineinander verlieben? Genau diese Frage wird in „Red, White & Royal Blue“ beantwortet. Seit Jahren ist Prinz Henry praktisch Alex’s Erzfeind. Nach einem Zwischenfall, von dem überall in der Presse berichtet wird, wird Alex jedoch gezwungen, so zu tun, als wären die beiden beste Freunde. Alles nur, um die Beziehung zwischen den USA und dem Königshaus aufrecht zu erhalten. Was mit gestellten Fotos anfängt, entwickelt sich über lange Chatverläufe und nächtliche Telefonate hinweg zu einer engeren Beziehung, als sich beide je vorgestellt hätten. Das Problem: Wie reagiert die Welt, falls sie es jemals herausfindet? Was als lustiges Buch für zwischendurch beginnt, wird bereits nach wenigen Seiten zu deutlich mehr: Der Schreibstil der Autorin ist genial und erfrischend, außerdem nutzt sie auch viele Referenzen, die einen zwischendurch immer mal wieder ein Grinsen entlocken, und die Story zieht einen sofort in ihren Bann. Schon nach den ersten Seiten ist man in Alex‘ Welt gefangen und möchte mehr über ihn erfahren, aber auch über seine Freunde, seine Familie, das politische Geschehen um ihn herum und vor allem, wieso er Henry überhaupt nicht ausstehen kann. Man lernt so einige Nebencharaktere kennen, die eine große Rolle in Alex’s Leben spielen und wundervoll gestaltet sind. Jeder Charakter ist einzigartig und man schließt jeden einzelnen sehr schnell ins Herz. Alex an sich, aus dessen Sicht die Geschichte in der 3. Person erzählt wird, ist einer der interessantesten Charaktere, denen ich jemals begegnet bin. Er hat im Leben schon kämpfen müssen, aber er lässt sich nicht unterkriegen und hat eine geniale Sicht auf die Welt. Er hat ein großes Herz, ist ehrgeizig, vielleicht etwas tollpatschig, und er kann definitiv nie aufhören zu reden. Also ja, ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen. Und dann ist da Henry. Henry, den Alex als überheblichen und oberflächlichen Prinzen auffasst, sich aber schnell als das Gegenteil entpuppt. Henry, der in Wahrheit zuckersüß ist und den man einfach nur in den Arm nehmen möchte. Obwohl beide Charaktere so anders sind als ich, schafft es die Autorin, dass man sich perfekt in sie hineinversetzen kann. “There’s something about the two of them, the way they ignite at different temperatures.“ Schon kurz nachdem die beiden das erste Mal aufeinandertreffen wird einem klar, dass Alex und Henry viel mehr sind als nur eine aufgesetzte Freundschaft. Allerdings weiß Alex das nicht sofort. Er muss es herausfinden, was das in ihm ist, ihm muss erst klar werden, dass er bisexuell ist. Und es auch schon sein ganzes Leben ist. Ich kann nicht sagen, wie man so etwas über sich selber herausfindet, aber die Autorin schafft es, seine Existenzkrise total authentisch rüberzubringen. Sie schreibt offen und vor allem ehrlich. Als wäre es total normal – was es auch einfach ist. Aber nicht nur das, sondern auch Alex und Henrys Beziehung ist so ehrlich geschrieben. Man verliebt sich als Leser gleich mit, und zwar nicht nur in die beiden sondern auch einfach in das Gefühl, verliebt zu sein. Ich glaube an wahre Liebe, schon bevor ich dieses Buch gelesen habe, habe ich daran geglaubt, aber dieses Buch lässt mich hoffen und träumen und lieben. Was Alex und Henry teilen, ist eine tiefe und aufrichtige Verbundenheit. Es ist nicht einfach nur eine typische Beziehung wie man sie in vielen Liebesromanen findet, sondern eine Zuflucht. Es erinnert mich daran, wieso ich an Liebe glaube, und es lässt mich davon träumen, eines Tages auch meine Person zu finden. Die Widmung „for the weirdos & the dreamers“ hat mich schon angesprochen und der Inhalt des Buches bestätigt genau das. “History, huh? Bet we could make some.” Auch die Geschichte, der Plot, an sich, ist einzigartig. Typische Klischees, wie dramatische Trennungen und riesige Zoffs? Bitte einmal streichen. Dieses Buch ist besser als das. Die Charaktere reden miteinander, über alles was wichtig ist und noch viel mehr. Und trotzdem ist es spannend! Man fliegt durch die Seiten, man lacht, man springt auf, man vergräbt den Kopf in den Armen, man weint, man schreit – man fühlt alles, was die Charaktere fühlen. Jede einzelne Szene ist einzigartig und voller Emotionen. Aber nicht nur die „großen“ Gesten, wie ein Kuss, sondern gerade die kleinen Dinge machen dieses Buch generell so echt. Sei es die Art und Weise wie ein Charakter in einem bestimmen Moment grinst oder eines der Zitate, mit denen Alex und Henry per Mail kommunizieren, oder eine lustige Anmerkung einer der Charaktere oder ein einziger kurzer Satz, der einen bis ins Mark trifft (davon gibt es viele!). Was mir aber auch gefallen hat, war die Handlung um Alex und Henry drumherum. Man erfährt so einiges über den Wahlkampf in den USA, über die Verwirklichung von eigenen Zielen, darüber, wie man sich im Laufe des Lebens verändern kann. Man sieht wieder einmal, wie bunt die Welt und die Menschen sind, dass jeder seine eigenen Farben hat, und man weiß, dass das gut ist. Dass das einfach so ist. Man fühlt sich während des Lesens immer wohl und fiebert mit. Dieses Buch hat mir gezeigt, dass man Träumen darf und es lässt mich an Gutes glauben. Es verdeutlicht einem, dass man sich selbst akzeptieren und lieben soll. Es zeigt, wie vielfältig unsere Welt ist, und dass das einfach normal ist. Es ist für mich der beste Liebesroman, den ich bisher je gelesen habe. Deshalb, und wegen allem, was dieses Buch noch ist, verdient es volle 5 Sterne (und noch so viel mehr)!

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