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Posted on 17.3.2020

Buchgestaltung Die deutsche Aufmachung ist mir direkt ins Auge gesprungen und gefällt mir sehr gut. Man sieht ein Mädchen, dass eine wahre Kämpferin ist und die blassen Farben legen den Schwerpunkt eben auf ihre Figur. Schwert und Rose ist auch ein guter Titel für die Mischung aus Action (Schwert) und Romantik (Rose) und irgendwie geht da fast ein guter Bachelorwitz dran verloren, weil die Protagonistin sich entscheiden muss, wem sie eine Rose geben würde *g*. Die englische Aufmachung ist schlicht gehalten und da der Dolch im Roman vorkommt auch okay. Defy ist allerdings ein irreführender Buchtitel und passt meiner Meinung nach nicht. Meinung Mir fällt die Bewertung dieses Romans wirklich sehr schwer. Seit er damals auf englisch erschien hatte ich ihn schon im Auge, weil der Klappentext einfach so gut klang. Die ganze Sache hat mich immer etwas an Mulan erinnert. Ein Mädchen, das sich als Krieger verkleiden muss, um sich und ihre Familie zu retten? Super! Und dann die Erwartungen, die bezüglich der Romanze geweckt werden? Toll! Aber leider war das Buch eine echte Schlittenfahrt für mich. Es hat weit oben angefangen und am Ende blieb dann nur noch die Ernüchterung: Tiefer geht es nicht mehr. Alexa ist eine Protagonistin, die man eigentlich hätte mögen müssen. Zu Beginn des Buches erfahren wir von den Umständen, die sie und ihren Bruder in die Armee des Königs getrieben haben und der Anstrengung Jahre lang ihre Identität geheim zu halten. Alexa zeigt auch gleich, was sie drauf hat: Harte Duelle, Training und Respekt, der sich immer wieder aufs neue verdient werden muss. Da dachte ich echt noch, besser kann es nicht werden. Auch ihr Bruder Marcel war mir recht sympathisch. Leider schmeißt die Autorin extrem mit Namen und Charakteren um sich, sodass es mir schwer gefallen ist, Bezug zu diversen Nebenfiguren aufzubauen. Auch die Figur des Prinzen war sehr stereotypisch, genau wie das Setting des Buches. Erste Enttäuschung machte sich breit, als ich schnell feststellen musste, dass die Autorin es nicht besonders mit Informationen hat. Weder die Welt, in der die Menschen leben, noch die Umstände der bösen Magier werden erläutert. Es ist wie es ist, wie man so schön sagt. Als Leser muss man das alles hinnehmen und wartet vergebens auf weitere Ausführungen. Ich habe einfach nicht verstanden, wie das System eigentlich funktioniert. Auch, wenn gegen Ende ein paar mehr Dinge als Licht kommen, so frage ich mich noch immer: Wo kommen die Menschen mit magischen Kräften her? Wieso gibt es so wenige davon und warum stellen sich alle gegen den König? Von Magiern auf der Seite des Königs erfährt man nichts. So erging es mir auch mit dem grausigem Konzept der „Geburtenhäuser“. Mädchen werden dorthin veschleppt, vergewaltigt und deren Kinder für die Armee groß gezogen. Wäre es nicht viel besser gewesen junge Kinder zu rekrutieren? Zu entführen oder einfach eine Wehrpflicht einzuführen? Dass das eigene Volk da nicht längst zu Mistgabeln und Fackeln gegriffen hat, grenzte schon an ein Wunder. Ich meine, welche Familie gibt seine Töchter auf, um so etwas durchzumachen? Und mir kann echt keiner erzählen, dass in der Welt von Alexa so verdammt viele Mädchen Waisenkinder sind. Nach den anfänglichen Problem, ging es leider nicht besser weiter. Alexas wird rasch an die Seite von Prinz Damien beordert und muss ihn allzeit bereit schützen und plötzlich ging es los – Die Romanze. Denn Prinz Damien hat Gefühle für Alexa und anstatt sich damit abzufinden, dass er vielleicht schwul ist (immerhin ist Alexa als Alex bekannt und hat die Identität eines Jungen) findet dieser prompt heraus, dass seine Gefühle ja nur entstanden sind, weil Alexa ein Mädchen ist. Das war nicht besonders logisch. Da der König im Buch der fiese Dreckskerl ist, den wir alle hassen sollen, musste sein Sohn natürlich das Gegenteil sein: unglaublich gut aussehend, ein herzensguter Mensch und mit solch brillanten Ambitionen für das Volk. Wie kann man also anders, als ihm nicht zu Füßen liegen? Das ständige „rot werden“ oder „Herzgeflatter“ von Alexa wird alle paar Sätze immer wiederholt und zerrte rasch an meinen Nerven. Schlag auf Schlag ist es die große Liebe mit Damien, der in meinen Augen keine besonders ausgearbeitete Persönlichkeit war. In der anderen Ecke des Liebesdreiecks befindet sich dann Rylan – Alexas bester Freund und ebenfalls Mitglied der Leibgarde. Rylan kannte ihr Geheimnis dank ihres Bruders von Anfang an und kaum ist raus, das Alexa ein Mädchen ist, da schmilz er dahin. Das stetige Hin – und Her zwischen Damien, Alexa und Rylan war zum Haareraufen. Es gibt gute Liebesdreiecke und Beziehungen, bei denen man mitfühlt und leidet, aber das hier war keines davon. Es werden Gefühle verletzt, Küsse ausgetauscht, Liebe bekundetet und und und...nachvollziehbar war leider nichts davon. Wo das Buch noch einen interessanten Start hinlegte, wurde es in der Mitte immer Plot-armer. Eine lange Reise ist alles, was man dort geboten bekommt, gepaart mit den endlosen Gefühlsirrungen - und Wirrungen der Figuren. Wer sehr gerne Romanzen hat, der wird das Buch wahrscheinlich lieben. Aber wo 80% des Romans auf Herzschmerz setzt, bleiben knapp 20% für anderes übrig. Wenn ich High Fantasy lese, dann erwarte ich auch etwas. Ich erwarte Action und Schwertkämpfe und Krieg und Hindernisse - die Liste könnte ich ewig weiterführen. Stattdessen hören wir uns an, wie hübsch, klug und talentiert Alexa ist, wie perfekt und die letzte Sympathie schwindet dahin, wie die Hoffnung auf etwas Einzigartiges. Nachdem ich mich dann eine Weile durch gequält habe, wurde es aber wieder besser. Man erfährt ein paar interessante Dinge, Wendepunkte werden eingeleitet und endlich kommt etwas von der Fantasy-Atmosphäre zurück. Die Ideen waren nicht wirklich neu, aber dennoch gut durchdacht und haben das Finale des Roman wieder punkten lassen. Es geht richtig rund, als Konflikte eskalieren und Standpunkte vertreten werden. Wäre das Buch doch zwischendurch etwas mehr so gewesen! Fazit Schwert und Rose, war mehr Rose als Schwert. Die Romanze nimmt wirklich den Großteil des Buches ein und hat meine Erwartungen mehr als enttäuscht. Sara B. Larson hat ein Talent zu schreiben – ohne Frage, aber ihre Vorstellungen eines Fantasyabenteuers waren ganz anders, als meine eigenen. Die Figuren verrennen sich in ihren Gefühlen, die Handlung kommt viel zu kurz und die vorhandenen Klischees haben dem Roman wirklich nicht gut getan. Wer ein Fan von tiefgehenden Liebesgeschichten mit einem Hauch Fantasy ist, der wird es sicher viel mehr mögen als ich. Etwas Lockeres für zwischendurch ist es allemal.

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