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Posted on 17.3.2020

Das englische Originalmotiv wurde für die deutsche Ausgabe übernommen, ebenso wie der Titel und ich glaube, etwas anderes hätte auch gar nicht gepasst. Mir gefällt eigentlich alles daran, von der Farbe, bis zu dem Titel, der den meisten Platz einnimmt. Das Mädchen auf den Buchstaben könnte auch gut Laurel verkörpern, deshalb habe ich absolut nichts an der Aufmachung auszusetzen :) Meinung An LOVE LETTERS TO THE DEAD spalten sich irgendwie die Meinungen. Die einen sind total vernarrt in das Buch und andere finden es mega öde. Ich könnte jetzt keines dieser Statements unterschreiben, weil ich mir immer noch unsicher bin, wie ich das Buch eigentlich fand. Für mich lag es irgendwo in der goldenen Mitte von „unheimlich bewegend“ und „Laurel, nimm dich mal zusammen“. Ava Dellaira ist eng mit Stephen Chbosky befreundet (sein Buch erschien unter dem Namen „Das ist also mein Leben“ bei Heyne fliegt) und man spürt seinen Einfluss im Buch schon sehr. Womit ich auch nicht gerechnet habe (trotz des Titels!) ist, dass das Buch tatsächlich komplett aus Briefen besteht. Keine normalen Kapitel – nur Briefe. Das war eine ganz neue Erfahrung für mich und ziemlich faszinierend. Ich hab bisher keinen einzigen Briefroman gelesen und war erstaunt, wie gut man doch in eine Geschichte reinkommt, wenn sie nur aus Briefen erzählt wird. Laurel ist ein liebes Mädchen, das sehr schüchtern ist und ihren Platz im Leben erst noch finden muss. Solche Menschen zu mögen ist nicht schwer, weshalb man sich gut und schnell mit Laurel als Erzählerin identifizieren kann. Über ihr schwebt diese dunkle Wolke, die sie nach dem Tod ihrer Schwester überall hin verfolgt und das spürt man auch an der Atmosphäre des Buches. Teilweise war die Stimmung sehr traurig und erdrückend, besonders, wenn Laurel uns mit in die Vergangenheit nimmt und May dabei so lebendig in ihrer Erzählung darstellt *seufz* Das Buch ist allgemein von der Grundstimmung her sehr ruhig und nachdenklich angehaucht. Es ist wie ein Tagebuch des Lebens, das Ereignisse reflektiert, dabei aber auch eine Geschichte vor dem Leser ausbreitet, die trotz der Einfachheit unheimlich interessant ist. Ich beschwere mich ja gerne, dass realistische Jugendbücher viel Humor haben müssen, damit man sie mögen kann, aber Love Letters To The Dead kommt auch gut ohne Witz und Schlagabtausche aus. Laurels Leben war einfach sehr realistisch gestaltet und ich habe einige Dinge aus meinem eigenen dort wiedergefunden. Wie bei einem typischen Teenager schlägt sie sich mit Schule, Freundschaften und der ersten Liebe herum. Sie dabei zu begleiten hat sie einem Stück für Stück sympathischer gemacht. Die Autorin hat einen wunderbaren Job geleistet, die Handlung sehr annehmend und charmant zu gestalten. Das größte Problem, was ich nach und nach mit dem Buch hatte war, dass ich das Konzept irgendwie hinterfragt habe. Die Briefe an bekannte Persönlichkeiten haben in meinen Augen nicht immer ganz Sinn gemacht. Zwar stellt Laurel dich Bezug zu den jeweiligen Künstlern her, in dem sie Szenen aus ihrem Leben mit diesen verbindet, aber die Briefe gehen weit darüber hinaus, spiegelt sogar richtige Dialoge wieder und ich glaube, es hätte mir etwas besser gefallen, wenn dieser Part des Romans doch in der Gegenwart spielen, die man als Leser „live“ miterlebt. Vielleicht lag es auch an der Romanform, aber ich hatte oft das Gefühl eine Geschichte erzählt zu bekommen, anstatt sie Seite an Seite mit der Protagonistin zu erleben – zumal auf Briefe ja niemand wirklich antworten kann bzw. hier tut. Die Figuren im Buch waren dennoch sehr facettenreich gestaltet. Besonders Laurels Freundin Hannah, was man von Natalie leider nicht sagen konnte. Süß war auch die Liebesgeschichte zwischen Laurel und Sky, wie Laurel langsam an Selbstbewusstsein gewinnt und das Buch ganz ohne Bad Boys und Klischees ausgekommen ist. Neben Liebe und Freundschaft spielt aber auch Religion eine Rolle und eigentlich werden schon in rascher Abfolge noch ein paar mehr Themen angeschnitten. Das Buch hat sich einfach die Zeit genommen Gefühle und Gedanken zu ordnen. Der Tod von May steht natürlich auch nicht hinten an, aber hat auch nicht das ganze Buch eingenommen. Die Beziehung zwischen den Schwestern war sehr schön erzählt, hat aber nicht Laurels Leben dominiert oder Dinge kaputt gemacht. Vielmehr ging es darum, sich ohne andere Menschen etwas Eigenes aufzubauen. Leider muss ich auch gestehen, dass ich mich in der Mitte des Buches ziemlich gelangweilt habe. Die Autorin schweift hin und wieder gerne einmal ab und dadurch haben sich manche Briefe schon gezogen. Und wie gesagt, ich habe etwas von der alltäglichen „das passiert JETZT“ - Action solcher Bücher vermisst. Fazit Love Letters To The Dead ist ein einfühlsamer und ruhiger Roman über ein junges Mädchen, das zu sich selbst findet und ihr Leben in Briefen an den Leser weitergibt. Teilweise hat mir dadurch etwas der Bezug zur Gegenwart gefehlt und ich hätte mir etwas mehr Pepp gewünscht, der Schwung in das Ganze bringt. Dennoch waren die sympathischen Figuren und die vielen anregenden Themen eine Erfahrung wert. Besonders der Abschluss vom Buch war auf eine melancholische Weise ein großes HALLO, HIER BIN an das Leben selbst. Wer also ein realistisches Jugendbuch mit Botschaft und Herz lesen möchte, der ist hier richtig!

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