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Auf dieses Buch habe ich schon ganz lange gewartet. Im englischsprachigem Raum habe ich so viele tolle Stimmen gehört, dass ich sehr neugierig war, was sich nun hinter dem Klappentext verbirgt. Kurz gesagt: es ist eine Geschichte über ein junges Mädchen, das viel Verantwortung tragen muss, weil sie von ihren Eltern im Stich gelassen wurde und nebenbei wie ein normaler Teenager mit Problemen, inneren Konflikten und der ersten Liebe zu tun hat. Das klingt jetzt alles erst mal richtig gut, oder? Leider hat mir die Umsetzung nicht so wirklich gefallen, auch, wenn viele tolle Ansätze im Buch drin waren. Zunächst einmal fand ich den Schreibstil echt gewöhnungsbedürftig. Die Autorin schreibt sehr abgehackt und schnell und es ist kaum Raum für zwischenmenschliche Gefühle oder andere Beschreibungen. Bei Büchern muss so etwas für meinen Geschmack nicht im Überfluss vorhanden sein, aber hier hat es der Story sehr viel Tiefgang weg genommen und besonders die Dialoge sehr oberflächlich wirken lassen. Mir fiel es sehr schwer überhaupt ins Buch reinzukommen...das lag unter anderem auch an Lucille und den weiteren Figuren. Lucille ist unsere Protagonistin und völlig überfordert mit ihrem Leben und besonders der Verantwortung ihrer kleinen Schwester gegenüber. Man versteht zu Beginn schon noch, wieso sie nach dem Verschwinden ihrer Mutter nicht die Behörden auf den Plan rufen will, aber zumindest engsten Freunden hätte sie sich mehr anvertrauen können. So erzählt das Buch viel vom Alltag von Lucille und was sie tut, um sich und ihre Schwester über Wasser halten zu können – alles, während die Heimlichtuerei, das alles okay ist, munter weiter geht. Verständlich, dass der Druck ihr irgendwann zu schaffen macht, aber die Autorin hat den Schwerpunkt trotz dieser sehr extremen Umstände gar nicht so sehr darauf fokussiert. Das fand ich nicht so super. Ich hatte oft das Gefühl alles Schlechte ist vergessen, sobald Digby (der Love-Interest) auf den Plan tritt. Leider war Digby ein sehr stereotypischer Charakter, dem ich nicht viel abgewinnen konnte. Er war ganz nett und okay, aber niemand, in den man sich als Leser verliebt. Schlimm fand ich auch das ganze Thema mit seiner Freunden, was manchmal schon grenzwertig an „Betrügen“ herankam, wenn er sich Lucille annäherte. Auch Lucilles beste Freundin war mir nicht sonderlich sympathisch. Ich fand es echt unterste Schublade, wie sie Lucille später im Stich lässt, wo doch anfangs immer gesagt wird, dass die beiden beste Freundinnen sind. Eine echte Mädchen-Freundschaft besteht aber aus mehr, als nur zusammen zur Schule gehen und hin und wieder mal kichern, weil süße Jungs den Weg kreuzen. Der Plot war auch ziemlich seltsam. Oftmals wurden Szenen aus dem Leben von Lucille beschrieben. Wie sie arbeitet, mit ihrer Schwester zankt usw. was schön und gut war, um die Umgebung der Figuren zu zeigen, aber auf Dauer wurde das sehr langweilig, wo sich kaum etwas in Bewegung gesetzt hat. Ich finde auch gerade bei so schweren Themen, wie sie hier oft angegangen wurde, hätte die Autorin etwas mehr Realismus in die Story bringen müssen. Angefangen von dem Verschwinden der Mutter der Mädchen, bis hin zu diesem Ende...hach, ich hatte so viele Fragen und teils waren die Ereignisse wirklich weit hergeholt. Auch das Ende fand ich sehr dramatisch und ich habe immer noch nicht verstanden, wieso das alles so enden musste... Das Buch hatte hin und wieder auch gute Momente. Es gab schon ein paar süße Szenen zwischen Lucille und Digby und die ein oder andere Lebensweisheit lässt sich zwischen den Zeilen auch finden, mir persönlich war aber alles zu roh, zu oberflächlich und die Figuren einfach nicht meine Freunde. Fazit Gegen Tanjas Meinung hat dieses Buch keine Chance – das trifft es sehr gut. Ich kann für den Roman leider keine Empfehlung aussprechen, da die negativen Aspekte meiner Meinung nach stark überwiegen. Vielleicht, wenn man äußerst ruhig Geschichten mag, die ohne großartigen Plot auskommen. Ich wurde jedenfalls sehr enttäuscht von diesem Debüt.