Hanna P
Im Jahr 1918 ist die Lage in Deutschlands Hauptstadt angespannt. Obwohl der Erste Weltkrieg vorbei ist, herrscht in den Straßen Bürgerkrieg. Geld und Essen sind knapp. Inmitten dieser düsteren Zeit haben drei ganz unterschiedliche Frauen nur ein Ziel: Endlich ihr Glück zu finden und ein selbstbestimmtes Leben zu leben. Fritzi, die alleinstehende Mutter, ist auf der Suche nach dem Vater ihres Kindes. Vera, die Schneiderstochter, möchte endlich das Geschäft ihres Vaters wieder aufbauen. Und Hanna, das Mädchen aus gutem Hause, möchte eine Anstellung als Krankenschwester finden und wieder mit ihrer großen Liebe Cora vereint sein. Eines haben die drei Frauen gemeinsam: Sie werden kämpfen müssen für ihre Träume... "Die Frauen vom Alexanderplatz" hat es von Anfang an geschafft, mich zu fesseln. Der Schreibstil der Autorin ist so flüssig und leicht zu lesen, dass man direkt mitgenommen wird in die Geschichte. Auch die Perspektivwechsel zwischen den drei Frauen sind sehr gut gelungen, zu keiner Zeit fühlte man sich aus der Handlung gerissen. Elke Schneefuss zeichnet ein sehr bedrückendes Bild der Stadt Berlin in diesen kalten, grauen Wintertagen des Jahres 1918/19: Straßenkämpfe, Armut, Kriegsversehrte auf den Straßen - man kann das Leiden vieler Menschen nach dem Krieg sehr gut nachvollziehen.. Und doch schafft die Autorin es dann immer wieder Kontraste zu setzen, wenn sie zum Beispiel ein Restaurant beschreibt, dessen Luxus im starken Gegensatz zu dem Elend ringsherum steht. Auch historische Ereignisse werden mehrfach harmonisch in die Handlung eingebaut, so gibt es unter anderem Verweise auf die Spanische Grippe, die Einführung des Frauenwahlrechts und auf die Ermordung Liebknechts. Spannend! Hanna, Fritzi und Vera sind mir allesamt sympathisch. Obwohl die drei Frauen wirklich sehr unterschiedlich sind, imponiert mir doch, wie sehr jede von ihnen für ihre Träume kämpft. Gerade zum Ende des Buchs wird das deutlich. Hier kreuzen sich auch die Wege einiger Figuren aus den drei Handlungssträngen, was ich ebenfalls sehr gelungen finde. Hervorheben möchte ich auch die schöne Gestaltung des Innenumschlags, der von einer antiken Karte von Berlin geschmückt wird, sowie das letzte Kapitel, das in Form von Zeitungsanzeigen bzw. Stadtregistern etwas über das weitere Leben der Protagonisten verrät. Eine gute Idee! Mein Fazit: Fesselnder, historischer Roman über drei starke Frauen in einer Zeit voller Herausforderungen aber auch Umbrüche und damit verbundenen Hoffnungen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!