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Posted on 16.3.2020

Deine letzte Nachricht für immer ist eine Sammlung letzter Nachrichten. Dabei könnten jene in dieser Sammlung unterschiedlicher nicht sein. Zerstörte Freundschaften, beendete Beziehungen, Tod, Schicksalsschläge - das sind nur einige der Themen, die hier verarbeitet werden. Ich glaube, was dieses Buch so besonders macht ist, dass es so viele verschiedene Texte beinhaltet und irgendwann während des Lesens der Punkt kommt, an dem man sich damit identifiziert. So erging es mir. Es gab wirklich einige Nachrichten, die mich an Dinge aus meinem eigenen Leben erinnert haben. Dinge, die ich selber ausgesprochen habe - oder wollte. Gefühle, die mich verletzt oder stärker gemacht haben. Diese Nachrichten-Sammlung ist eine pure Achterbahnfahrt und man sollte sich Taschentücher bereit legen, denn ich bin davon überzeugt, dass man irgendwann gar nicht anders kann, als ein paar Tränchen zu vergießen. Unterm Strich haben unsere Leben nämlich alle etwas gemeinsam: Wir lieben und wir lassen los. Das Buch ist wieder wunderschön gestaltet. Jede Seite ist wahnsinnig toll aufgemacht. Genau wie bei dem Erstling von Emily Trunko "Ich wollte nur, dass du noch weißt" finden sich im Inneren Typografien von typealive und Illustrationen von Zoë Ingram wieder. Optisch ist dieses "Geschenkbuch" also ein echter Hingucker und Abwechslung fürs Auge garantiert. So nimmt man sich für jede Seite noch mal ein wenig mehr Zeit. Neben den "letzten Nachrichten" gibt es hier auch zu jeder eine kleine Story, die den Zusammenhang der Worte erklärt. Das hat bei mir ziemlich viel ausgelöst und Eindruck hinterlassen. Manche der letzten Nachrichten liest man einfach so und dann werden sie durch die Bedeutung der Geschichten in völlig anderes Licht gerückt. Man liest also nicht nur. Man macht Erfahrungen dabei. Viele der Nachrichten regen zum Nachdenken an, klingen sie sehr universell und lassen sich schließlich auch auf eigene Erlebnisse anwenden. Wer hat nicht schon mal etwas erfahren, was gleichzeitig das Beste und das Schlimmste war? Im Laufe unseres Lebens müssen wir uns alle den unterschiedlichsten Emotionen stellen und sie verarbeiten. Es stellt sich natürlich die Frage: Wieso sollte ich zu einem Buch greifen, das so viel Traurigkeit beinhaltet? Darüber habe ich ehrlich gesagt lange nachgedacht und das ist meine Antwort: Weil es uns zeigt, was wir alles haben. Die vielen Nachrichten, die unser Herz berühren, zeigen auch gleichzeitig, dass man es selber besser machen könnte. Wir dankbar für die Menschen und das Glück in unserer Welt sein sollten. Am Leben zu sein. Familie zu haben. Freunde. Liebe. Das sind Werte, die nicht jedem zuteil werden und der Verlust, die Sorgen und Ängste in diesem Buch zeigen wie viel diese Dinge wahrhaftig bewirken können und uns beeinflussen, wenn sie erst einmal verloren geglaubt sind. Ich habe mehrmals innegehalten und bin mental eine Liste durchgegangen, von Menschen und Erlebnissen, die mir etwas bedeuten. Und gerade, wenn man sieht wie viele Dinge falsch laufen und wie hart manche Schicksalsschläge sein können, weiß ich umso mehr zu schätzen, dass ich viele dieser letzten Nachrichten selber nicht schreiben musste. Es ist absolut nicht verkehrt sich die Zeit zu nehmen über seinen Tellerrand zu blicken und ein bisschen Herzschmerz zuzulassen, wenn man danach wieder vollen Mutes weitergehen kann. Dieses Buch ist besonders und berührt auf viele Arten. Lest es. Fühlt es. Vielleicht ändert sich dadurch der Blick auf eure eigene Welt, vielleicht vergießt ihr nur ein paar Tränchen, aber das Lesen wird auf jeden Fall etwas in euch zum Nachdenken bringen.

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