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Posted on 16.3.2020

In UNSERE VERLORENEN HERZEN geht es um Henry, welcher uns die Geschichte auch aus seiner Perspektive erzählt. Henry ist siebzehn und völlig fasziniert von dem neuen Mädchen an seiner Schule: Grace Town. Grace scheint jedoch einen schweren Schicksalsschlag in ihrer Vergangenheit erlebt zu haben, weshalb Henry beschließt herauszufinden, was Grace zu dieser etwas traurigen und verschrobenen Person gemacht hat. Das Buch zu bewerten fällt mir ehrlich gesagt echt schwer. Ich mochte den Schreibstil der Autorin und es gab im Buch auch sehr viele tolle Dialoge. So ist die Geschichte oftmals witzig und zeigt poetische Gedanken-Ergüsse, die ich als sehr schön empfunden habe. Hin und wieder werden auch gängige Klischee auf die Schippe genommen. Die Autorin hat versucht hier eine besondere Liebesgeschichte zu schaffen, die mal anders ist, als das, was man sonst so im Jugendbuch Genre findet. Leider konnte mich das Buch nicht von sich überzeugen und das liegt vor allem an mehreren Problemen, die ich damit hatte. 1) Henry war mir sehr unsympathisch. Zu Beginn der Geschichte findet er Grace noch seltsam und verurteilt sie aufgrund ihres Aussehens (heruntergekommen, schmutzig usw.), aber sobald er ein altes Facebook Foto sieht, auf dem sie wunderschön ist, macht es BÄM und er steht auf sie. Zudem vergleicht sich Henry mehrmals mit Edward Cullen und sagt Dinge wie: Kein Wunder, dass Edward Bella toll fand, langweilige Mädchen können faszinierend sein - nur als Beispiel. Er beleidigt Grace sehr häufig über die Story verteilt, ist dabei oberflächlich, eifersüchtig und teils sogar herablassend. Das sollte wohl witzig sein, war es meiner Meinung nach aber überhaupt nicht. 2) Henry und seine Freunde sind eine nette Truppe, die ich als Gemeinschaft gerne mochte. Dennoch hauen er und seine Freunde hin und wieder mal rassistische Sprüche raus (aber ist ja okay, wenn derjenige, den es betrifft, nichts dazu sagt), versuchen super lässig mit LGBT Themen umzugehen und dabei entstehen dann Gespräche, die ich ziemlich herabwürdigend empfand - vor allem gegenüber lesbischen Mädchen. Die beste Freundin wurde hier als totaler Stereotyp hingestellt und das fand ich sehr schade. 3) Grace wird anfangs als schmutzig und wenig attraktiv beschrieben - aufgrund ihrer weiten Klamotten und mangelnden Hygiene. Ich fand es toll, dass die Autorin mal keine wunderschöne, perfekte Protagonistin haben wollte, ABER leider stellt sich super schnell heraus, dass Grace in Wahrheit doch wunderschön ist und ihr Aufzug nur Fassade. Sozusagen eine hässliches Entlein/schöner Schwan Nummer. Und natürlich fällt allen auf, wie hot Grace doch ist, als sie dann mal "ordentlich" aussieht auf einer Party. Die Botschaft dahinter gefiel mir persönlich so gar nicht, denn eine Person ist mehr wert als ihr Aussehen und auch Menschen mit Fehlern und Makeln verdienen Liebe. Versteht mich nicht falsch, ich, es ist völlig okay, wenn Leute gut aussehen usw., aber wieso baut man das ins Buch ein, wenn es eh nur Mittel zum Zweck ist? Mir persönlich schleierhaft. 4) Grace leidet nach ihrem Verlust eindeutig an einer psychischen Krankheit. Sie zeigt viele verschiedene Seiten im Roman, die man eindeutig bestimmten Krankheitsbildern zuweisen kann und begibt sich in Situationen, die sie selbst gefährden. Es wird aber einfach mit witzigen Anekdoten darüber hinweg gesehen und nach Grace' Aussage (Ich habe keine Depressionen, die Leute denken das nur) wird das Thema auch schon abgehakt. Niemand im Buch - nicht mal die Erwachsenen - fühlen sich hier verantwortlich. Henry selbst beobachtet einige Dinge, die ich als schwierig empfand, ist sich dessen sogar selber bewusst, aber es ist ihm schlichtweg egal. Er ist egoistisch und will Grace nur für sich allein, verbietet ihr an einer Stelle sogar eine Sache, die ihr bei der Trauerbewältigung hilft, weil er eifersüchtig ist. Ich finde, als Autor trägt man die Verantwortung bezüglich solcher Themen zumindest im Ansatz aufzuweisen, dass man in solchen Lagen Hilfe braucht. Fazit Der Plot war ziemlich unterhaltsam und diese Manic Pixie Dream Girl Ausflüge (es waren welche, auch, wenn die Autorin anderes behauptet) fand ich recht niedlich und haben beim Lesen auch Spaß gemacht. Familie spielt hier auch eine große Rolle, was ich super fand. Insgesamt hat mich das Buch aber einfach nicht packen können - zumal ich ja die ganze Zeit in Henrys Kopf war und ihn nicht so wirklich mochte. Ziemlich schade.

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