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Posted on 16.3.2020

Schon seit der Unearthly Trilogie bin ich ein großer Fan von Cynthia Hand und habe mich sehr auf ihren neuen Roman "The Afterlife of Holly Chase" gefreut. Das Buch wurde vor allem rund um Weihnachten als eine Art Retelling von Charles Dickens "Eine Weihnachtsgeschichte" vermarktet, was bei genauerer Betrachtung auch nicht von der Hand zu weisen ist. Meiner Meinung nach hat das Buch aber deutlich mehr zu bieten, steht als eigenständige Story sehr gut dar und ist auch zur Nicht-Weihnachtszeit gute Unterhaltung. Die Idee fand ich recht originell. Es geht um die siebzehnjährige Holly Chase, die in ihrem Leben sehr egoistisch und selbstgerecht war. Im Prolog des Buches wird sie von den drei Geistern besucht, die ihr zeigen, wie schlecht ihr Verhalten ist und die ihr zudem die Chance einräumen ihr Leben zu ändern - oder sie wird sterben. Holly nimmt dies nicht ernst und hat kurz darauf einen Unfall und stirbt wirklich. Die eigentliche Geschichte setzt um einiges später an. Ein paar Jahre sind vergangen, in denen Holly nach ihrem Tod für die Firma "Scrooge" arbeitet und zwar als Geist der vergangenen Weihnacht. Ihre Aufgabe ist es andere vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, was sie ereilt hat. Holly ist ihr "Afterlife" aber ziemlich egal. Gefangen zwischen einer Welt zu der sie nicht mehr gehört und einer zu der sie nicht gehören will fristet sie ihr Dasein als ruheloser Geist - Bis ein Junge namens Ethan zum neuen Scrooge auserwählt wird, den es zu retten gilt. Holly erkennt zum ersten Mal etwas von sich in Ethan wieder und ihr ist klar: Sie muss Ethan helfen. Koste es, was es wolle. Selbst, wenn das bedeutet, dass sie ihre Existenz als Geist am Ende vielleicht für immer aufgeben muss. Was soll ich sagen? Der Klappentext wird dem Buch einfach nicht gerecht. Hinter der Idee steckt so viel mehr als ein bloßes Retelling. Vielmehr hat die Autorin hier einen Roman geschaffen, der eine ganze Palette an Gefühlen in einem weckt. Holly war eine Figur, mit der man anfangs nicht unbedingt sympathisiert, aber sie macht eine enorme Entwicklung durch, die sehr ans Herz geht. Und damit meine ich nicht, dieses typische "Zicke wird ein guter Mensch", sondern das Holly irgendwann vom "rechten Weg" abgekommen ist und sie nach und nach wieder zu sich selbst findet. Ich mochte sie als Protagonistin und auch ihre Erzählstimme sehr gerne, habe mit ihr gelitten und auch mitgefiebert. Auch die Nebenfiguren konnten mich alle überzeugen. An der Seite von Holly finden wir ein buntes Ensemble an liebenswerten Figuren mit Ecken und Kanten, welche alle ihren Part in der "Scrooge Company" spielen, aber auch aus Hollys altem Leben stammen. Die Gedanken von Holly haben mich beim Lesen oft ins Grübeln gebracht. Wie viele Dinge bereut man hinterher im Leben? Wie viel würde man ändern? Was hätte man sich gerne noch getraut, ehe es zu spät ist? Und sagt man, den Menschen, die man liebt wirklich oft genug, wie viel sie einem bedeuten? Teilweise war ich wirklich sehr berührt von der Botschaft, die zwischen den Zeilen steckt und mich einfach richtig gepackt hat. An sich ist der Plot für sich allein genommen aber auch sehr unterhaltsam. Die Abläufe in der "Scrooge Company" sind ein witziger und spaßiger Take in einer Art "Behind The Scenes" der drei Weihnachtsgeister und wie viel Arbeit dahinter steckt einen "Scrooge" zu besuchen und umzupolen. Dazu wartet die Handlung auch wirklich oft mit kleinen Überraschungen auf, mit denen ich absolut nicht gerechnet habe. Es gibt auch eine wirklich niedliche Liebesgeschichte, die ich sehr mochte, aber was mich am Ende überzeugt hat war, dass ... nun ja ENDE. Die Autorin hat es wirklich geschafft den Fokus auf etwas sehr Besonderes zu legen: Selbstachtung, Wertschätzung und Selbstliebe. Viele Geschichten erzählen von großer Liebe und Freundschaft, was ich echt gerne mag, aber hier geht es sooo viel darum, für sich selber einzustehen und sich selber zu lieben - so wie man ist. Das Buch vereint dazu noch jede Menge coole Dialoge, humorvolle Szenen und absolut zauberhafte Beziehungen der Charaktere untereinander. Ich wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen und habe jedes einzelne Kapitel beim Lesen genossen. Lange nach dem Beenden des Romans habe ich mir Gedanken über mein eigenes Leben gemacht und wie viel Zeit man doch damit verschwendet sich auf Dinge zu konzentrieren, an denen man nichts ändern kann oder eben auch jene festhält, die einem nicht gut tun. Für mich persönlich wird " The Afterlife of Holly Chase" jetzt mein Weihnachts-Re-Read-Buch! Fazit The Afterlife of Holly Chase zählt für mich zu Cynthia Hands besten Romane. Es ist eine wundervolle Geschichte über Selbstliebe, Freundschaft und das Leben selbst. Die liebenswerten Figuren und der Humor machen die Story zu einer, die man nicht wegen der Retelling Elemente von "Eine Weihnachtsgeschichte" nur zu einer bestimmten Jahreszeit lesen kann. Wer Contemporary so mag wie ich, sollte dem Buch eine Chance geben!

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