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Posted on 16.3.2020

Jetzt ist alles, was wir haben beschäftigt sich mit einer schwierigen – und überaus wichtigen - Thematik. Man sollte im Vorfeld also wissen, dass einige Szenen des Romans emotional sehr intensiv beschrieben werden und vielleicht nicht für jeden Leser geeignet sind. Häusliche Gewalt wird oftmals totgeschwiegen und deshalb habe ich großen Respekt vor der Autorin und der sehr sensiblen Art, wie sie das Thema gewissenhaft und realistisch umgesetzt hat. Es ist kein großes Rätsel, dass mehr hinter dem Verhalten der Protagonistin steckt, denn die Handlung wird im „damals“ und „jetzt“ erzählt und innerhalb weniger Kapitel ist klar, dass hinter der Fassade der Familie ein dunkles Geheimnis steckt. Im Fokus der Handlung steht ein Flugzeugabsturz, bei dem die Eltern von Hadley starben und sie nur knapp überlebte. In Text und Chat-Gesprächen wird nach und nach aufgelöst, wie es zu diesem Unfall kam – wie einen Fall, den die Polizei auffädelt, um Motive und Geschehnisse zu hinterfragen. Das Buch ist jedoch kein Mystery Roman, sondern verläuft eher ruhig und stetig und findet seine Höhepunkte in den Szenen, in denen die Thematik geschildert und verdeutlich wird. Da läuft es einem schonmal eiskalt den Rücken hinab. Bis zum Ende rätselt man mit und es ist der Autorin gelungen hier nicht die einfachste Lösung zu präsentieren, sodass nicht alles gleich vorhersehbar ist. Dennoch gab es auch einige Dinge, die mich als Leserin nicht so ganz gepackt haben. Zum einen war es die Liebesgeschichte im Buch, die sehr, sehr schnell passierte und mein Herz nicht ganz erreicht hat. Charlie war zwar ein netter, junger Mann und die Beziehung zwischen ihm und Hadley fand ich ganz okay – jedoch habe ich mich auch das ein oder andere Mal gefragt, ob hier nicht doch eine sehr schwierige Thematik zu sehr romantisiert wurde und es in Hadleys Situation wirklich das Richtige war sich Hals über Kopf in eine Beziehung zu stürzen, wo Charlie relativ oft den Ton angegeben hat. Meiner Meinung nach gab es auch sehr viele Stellen im Buch – besonders in der Mitte – wo viel im „damals“ erzählt wurde, um zu zeigen, wie Hadleys Leben aussah, aber irgendwie fehlte mir dort der Tiefgang. Man erfährt nicht sehr viel, über sie als Mensch oder was sie bewegt, sich wünscht usw. Es war zwar sehr rührselig, wie sie sich immer für ihre Schwester aufgeopfert hat, aber ich hätte mir etwas mehr Input gewünscht. Auch zu Hadleys Familie im Allgemeinen und ihren Freunden bzw. Charlie. Insgesamt kann ich auch gar nicht zu 100% den Finger darauf legen, was es nun war, dass mich an der Handlung nicht vollends gefesselt hat … die Thematik ist, wie erwähnt, wirklich wichtig und recht gut umgesetzt, aber neben dem Grundgerüst erschien der Rest dann doch etwas blass und unausgereift. Was ist z.B. auch nicht so toll fand: Hadley vertraut NIEMANDEN ihre Probleme an – nicht mal ihren engsten und besten Freunden. Niemanden. Aber, Charlie im Verlauf des Romans schon. Das konnte ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen. Ebenso wenig, wie Charlie, der später davon wusste, nicht mehr unternommen hat … aber, vielleicht denke ich in dieser Hinsicht als erwachsene Leserin auch zu gegensätzlich zur Zielgruppe (Jugendliche) des Buches. Das Nachwort fand ich übrigens sehr gut!

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