Jaylinn
Allgemeines: „Alles so leicht“ erscheint im Juli 2015 im Thienemann-Esslinger Verlag und hat 320 gut gefüllte Seiten. Es handelt sich um einen Einzelband (endlich mal keine Trilogie oder Reihe) und den ersten Jugendroman der Autorin Meg Haston. Wundervoll und sehr passend gestaltet ist meiner Meinung nach das Cover. Es ist eine nach oben geöffnete Hand abgebildet, die an Wolken und Luftballons hängt und möglicherweise sogar von diesen gehalten und nach oben gezogen wird. Das ausgewählte helle Blau unterstützt den Eindruck der Leichtigkeit, der sich auch im Titel wiederfindet. Und wie sollte es auch anders sein: Es geht um ein Mädchen mit einer Essstörung. Einfach ein Buch, das sehr stimmig gestaltet ist. Inhalt: „Stevie hat nichts mehr zu verlieren. Sie ist fest entschlossen, aus diesem Körper, aus diesem Leben zu verschwinden. Aber alle wollen sie daran hindern. Ihr Vater, der sie ins Therapiezentrum einweisen ließ. Anna, die so ganz anders ist als die anderen Seelenklempner. Und selbst den Mädchen, mit denen sie ein Zimmer und ein Schicksal teilt, fühlt sich Stevie jeden Tag näher. Aber sie wird sich nicht öffnen, sie hat schließlich einen Plan.“ (Quelle: Thienemann-Esslinger Verlag) Meine Meinung: Meg Haston hat es geschafft, einen unglaublich berührenden und mitreißenden Jugendroman zur sehr sensiblen Thematik der Essstörung zu schreiben. Dieser Roman ist vor allem eins: schonungslos ehrlich. Nichts wird beschönigt, alles wird sehr realistisch dargestellt, teilweise ist es sogar nah an der Ekelgrenze. Vermutlich werden die Erlebnisse so realitätsnah geschildert, weil Haston selbst wegen einer Essstörung in Therapie war und eigene Erfahrungen im Roman verarbeitet. Persönlich habe ich mich in meinem Teilstudienfach Gesundheit und Ernährung ebenfalls schon des Öfteren mit Essstörungen auseinandergesetzt. Die Protagonistin Stevie bildet das perfekte Fallbeispiel. Falls ich noch einmal ein Referat zu der Thematik halten muss, werde ich mit Sicherheit ein paar Zeilen aus „Alles so leicht“ vorlesen. Haston beschreibt das Krankheitsbild und alles, was damit zusammenhängt, so genau, dass man sich als Leser sehr gut in die Mädchen hineinversetzen kann. Man kann sogar nachvollziehen, wie es bei ihnen zu Essstörungen gekommen ist und vor allem, warum es für sie so schwer ist, diese zu bewältigen. Es reicht eben nicht aus, ihnen zu sagen, dass sie mal wieder etwas essen sollen und sie stellen sich auch nicht an (viele vertreten ja diese Meinung..). Stevie ist eine sehr sympathische Protagonistin. Sie fügt sich nicht in alles ein, rebelliert und zieht ihr eigenes Ding durch. Ich mag solche Charaktere viel lieber als diese weichen, naiven Mädchen, die in vielen Jugendbüchern die Hauptrolle spielen. Fazit: In der heutigen Zeit brauchen wir Bücher, die den Schlankheitswahn kritisch beleuchten und die Kehrseite unserer Schönheitsideale darstellen. Ich habe das Buch gestern kaum aus der Hand gelegt und es an einem Abend durchgelesen. Defintiv ein Pageturner und ein tolles Jugendbuch, das nachhaltig wirkt. Sicherlich nicht nur für junge (eventuell betroffene) Mädchen, sondern auch für eine ältere Zielgruppe interessant. Vielen Dank für dieses tief berührende Erlebnis!