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nobody knows

Posted on 14.3.2020

Verlorene Arten ist ein überaus gelungenes Sachbuch für Kinder, von dem man sogar als Erwachsener total fasziniert und gefesselt ist. Es ist informativ und interessant, lehrreich und alles andere als langweilig. Das Kompendium ausgestorbener Arten von Jess French lässt einen ehrfürchtig über die fabelhaften Wesen staunen, die einst diesen Planeten bevölkert haben. Trotz der überaus anschaulichen Vergleiche ist es nur schwer vorstellbar, welch gigantische Ausmaße einige von ihnen gehabt haben sollen: von Herzen so groß, dass man darin stehen könnte, bis zu Tieren, die größer sind als Häuser. Gleichzeitig stimmt einen die Lektüre ein wenig wehmütig und traurig, insbesondere im Hinblick auf jene Arten, die eben nicht schon vor Millionen, Tausenden oder zumindest Hunderten von Jahren ausgestorben sind, sodass man als heute lebender Mensch keinerlei Einfluss darauf hatte, sondern erst zu den eigenen Lebzeiten und deren Ausrottung vielleicht noch hätte verhindert werden können. Bei einigen Tieren mögen die Ursachen für ihr Verschwinden unbekannt sein, bei anderen trägt hingegen eindeutig der Mensch die Verantwortung. Daher ist das Buch ebenso ein Appell aufmerksamer bzw. achtsamer mit der Natur und ihren Bewohnern umzugehen, um das Aussterben weiterer bedrohter Arten in der Zukunft zu verhindern. Bis zu einem gewissen Grad kann nämlich jeder einzelne Mensch durch sein eigenes Verhalten zum Artenschutz beitragen – ein paar Wege dazu zeigt bereits die Autorin auf. Das Buch beginnt mit einer kurzen Einführung der britischen Tierärztin und Autorin Jess French, gefolgt von den einzelnen Vorstellungen der insgesamt 35 enthaltenen Arten, sortiert nach den Kontinenten, auf denen sie einst lebten. Abschließend folgen ein Zeitstrahl, Informationen über die zuvor im Buch erwähnten Massenaussterben, die zu bestimmten Zeiten in der Erdgeschichte immer wieder aus bislang teils ungeklärten Gründen auftraten, sowie die Präsentation einiger Arten, deren Vertreter glücklicherweise wieder auftauchten, nachdem sie bereits als ausgestorben galten, so genannte Lazarus-Arten. Begleitet werden die spannenden, kindgerecht aufbereiteten Texte von den wundervollen, ganzseitigen Illustrationen von Daniel Long, die stets eine ganze Doppelseite einnehmen und zugleich als Hintergrund dienen. Er hat zahlreiche, farbenfrohe Tierportraits kreiert, die man sich gerne anschaut und die durch ihre schlichte Eleganz bestechen. Sein schöner Stil ist minimalistisch und auf die wesentlichen Elemente reduziert. Er beschränkt sich auf wenige naturnahe Formen und geschwungene Linien. Die einzelnen Elemente einer Zeichnung setzen sich meist nur aus drei bis fünf klar voneinander abgrenzbaren Farben in verschiedenen Schattierungen zusammen. Statt fließender Übergänge gibt es also klare Konturen, aber ohne dass die Darstellungen dadurch ihre Sanftheit verlieren. *FAZIT* Verlorene Arten ist ein sehr empfehlenswertes Kindersachbuch zum Thema Artenschutz, das auf interessante Art einen kurzen Überblick über verschiedene, ausgestorbene Tierarten verschafft und vor Augen führt, dass das Aussterben von Tieren nicht etwa nur der Vergangenheit angehört, sondern ebenso die Gegenwart betrifft.

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