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Sarina

Posted on 14.3.2020

4,5 Sterne Mit dem ruhigen und auch sehr emotionalen Einstieg in die Geschichte hatte mich Victoria Schwab schon für sich gewonnen. Ich fand es wirklich toll, wie sich Mackenzie an ihren verstorbenen Großvater erinnert, da man merkt wie eng die Verbindung zwischen den beiden war. Gleichzeitig macht uns Mackenzie mit ihrer Wächterinnentätigkeit vertraut. Kleine Rückblicke begleiten den Leser durch die Geschichte und weihen einen Stück für Stück in die Geheimnisse rund um das Archiv ein. Das Archiv ist eine Bibliothek, in der die Lebensgeschichten von den Toten verwahrt werden. Außer den Wächtern und den Bibliothekaren weiß das allerdings kaum einer. Das Buch an sich ist sehr melancholisch, passt allerdings wunderbar, da der Tod eigentlich ein ganz zentrales Thema ist mit dem Mackenzie erst vor einem Jahr konfrontiert wurden. Ihr jüngerer Bruder Ben ist bei einem tragischen Unfall gestorben und Mac fällt es wirklich schwer zu akzeptieren, dass er nicht mehr da ist. Ihre Eltern haben ebenfalls große Schwierigkeiten, sodass ihrer Meinung nach die einzige Lösung ist, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und woanders einen Neuanfang zu beginnen… Einzig und allein ihre Aufgaben als Wächterin lenken Mackenzie von ihrer Trauer ab. Vor allem seit ihrem Umzug hält sie ihr „Job“ ordentlich auf Trab, denn es scheint so als würden immer mehr Chroniken aus dem Archiv fliehen. Mac hat alle Hände voll zu tun diese in den Narrows, einer Art Zwischenwelt, wieder einzufangen. Chroniken dürfen nämlich unter keinen Umständen in die richtige Welt gelangen. Ab einem gewissen Zeitpunkt kommen Mac schließlich Zweifel auf, ob es sich bei diesen Vorfällen wirklich noch um Zufälle handelt. Irgendetwas scheint ganz und gar nicht zu stimmen… Und so macht sie sich auf die Suche nach Antworten, was sich jedoch als gar nicht so leicht herausstellt. Sie wird mit einigen Hindernissen und Geheimnisse konfrontiert, die darauf warten bewältigt bzw. gelöst zu werden. Dabei wird es richtig spannend, da ich mir, je länger Mac nach Hinweisen gesucht, immer sicherer wurde, dass das Archiv seine Finger mit im Spiel hat. Im letzten Drittel bin ich nur so durch die Seiten gerast und wollte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, bevor ich nicht am Ende angelangt war. Victoria Schwabs Schreibstil ist im Grunde ganz einfach gehalten, schafft es aber dennoch einen förmlich durch die Seiten fliegen zu lassen. Ich bin regelrecht in der Geschichte versunken. Besonders schön ist allerdings die Atmosphäre, die einen während des Lesens begleitet. Die Grundstimmung ist sehr melancholisch, da unterschwellig immer eine gewisse Traurigkeit mitschwingt. Einige Momente wie z.B. als Mac die Chronik ihres kleinen Bruders besucht und ihm ihr Herz ausschüttet, konnten mich wirklich tief berühren. Mackenzie war mir ganz sympathisch, obwohl sie einen etwas auf Distanz hält. Durch ihre Aufgabe als Wächterin musste sie schon früh lernen, dass lügen unmittelbar damit zusammengehört. Es fällt ihr aber nicht immer leicht, da es einen automatisch zu Außenseiterin bzw. Einzelgängerin macht. Schließlich kann sie sich niemandem anvertrauen, sondern muss mit allem alleine klar kommen. Verständlich, dass sie sich manchmal ausmalt wie es wäre ein ganz normales Leben zu führen. Die Gedanken, wie ihr Leben dann ablaufen würde, verwirft sie allerdings meistens recht schnell. Hätte sie ihr Großvater nicht dazu erwählt seine Nachfolge anzutreten, hätte sie nie so eine enge Verbindung zu ihm gehabt. Und ihr neues Zuhause, das Coronade, gestaltet sich außerdem um einiges erträglicher als sie Wesley kennenlernt. Wesley ist so ein Charakter, den man einfach sofort in sein Herz schließt. Mit seiner lockeren und humorvollen Art hat er nicht nur Mac schnell als Freundin gewonnen sondern auch ich war ganz hin und weg von ihm. Eigentlich denkt man das gar nicht von ihm, da sein Äußeres (Er trägt nur schwarze Klamotten, Eyeliner und schwarz lackierte Nägel) schon etwas speziell ist und ihn gefährlich wirken lässt. Doch wie sagt man so schön? Man soll nicht vom Äußeren auf das Innere schließen :) Mein Fazit Mit „Das Mädchen das Geschichten fängt“ erzählt Victoria Schwab eine fantasievolle und etwas düstere Geschichte, die nach einem eher ruhigeren Anfang mehr und mehr an Spannung gewinnt und mit einigen überraschenden Wendungen zu punkten weiß. Die Idee mit dem Archiv ist nicht nur originell, sondern hat auch seinen ganz eigenen Zauber. Bis zum Schluss ranken sich zahlreiche Geheimnisse darum, die die Neugier auf eine Fortsetzung wecken. Dazu kommt der packende und mitreißende Schreibstil der Autorin, sodass man das Buch gar nicht mehr aus den Händen legen möchte.

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