Profilbild von Peanut

Peanut

Posted on 13.3.2020

Einerseits gibt es Kapitel in denen Simon aus seinem Leben erzählt und andererseits diese in denen man nur die Mails zwischen Jacque und Blue lesen kann. Der Schreibstil wirkt sehr authentisch, auch wenn die beiden dadurch doch eher wie junge Erwachsene klingen, was aber bei manchen 16-jährigen durchaus der Fall sein kann. Aber alles in allem ist in Jugendsprache gehalten und so finden auch viele Sachen wie Tumblr und alles Einzug in den Roman. Man steigt direkt in die Handlung ein, denn es gibt absolut kein Vorgeplänkel und es beginnt mit der Szene in der Martin Simon erpresst. Dadurch ist das Tempo der Handlung von vorneherein ziemlich rasant. Mir sind die einzelnen Protagonisten richtig ans Herz gewachsen und ich habe das Buch nahezu in einem durch gelesen, so sehr hatte mich die Handlung gefesselt. Sie wirken alle sehr authentisch und lebendig und nahbar. Martin wirkt von Anfang an einfach nur unsympathisch und viel zu schmierig. Er wirkt halt einfach wie ein Junge, der alles dafür macht um bestimmten Menschen zu gefallen und dabei genau das Gegenteil erreicht ohne es zu merken. Ich wollte einfach wissen wie das alles ausgeht und ob Simon seine Freunde und Familie wirklich tolerant sind, wenn es zu einem Coming-Out kommen sollte. Die Freunde von ihm sind doch sehr unterschiedlich und man weiß nicht so recht, wie sie zu dem Thema stehen. Leah mag zwar Yaoi(Manga-Genre mit explizit erotischen Darstellung von Schwulen und Slash-Fanfiction(Fanfictions unter anderem über Homosexualität), aber trotzdem weiß man ja nicht wie sie auf einmal reagiert wenn sich Simon als schwul outet. Auch die anderen sind sehr gut beschrieben, so dass man sich ein gutes Bild von ihnen machen kann. Es gibt relativ viel Nebenhandlung und so erfährt man auch wie es Simon während der Musicalproben geht oder wie seine Familie so drauf ist. Das hilft einem dabei ihn und seine Sorgen besser nachvollziehen zu können. Allgemein ist die Handlung eher ruhig, was ich total angenehm fand. Genau das hatte auch prima gepasst, denn es muss ja nicht pausenlos etwas dramatisches passieren. Eine wirklich wichtige Botschaft vom Buch ist, dass die Charaktereigenschaften zählen und nicht das Aussehen. Denn Simon verliebt sich in Blue seinen Charakter und das obwohl er gar nicht weiß wie dieser aussieht. Auch eine andere Botschaft wird glaubhaft vermittelt und zwar, dass jeder ein Coming-Out haben sollte. Warum ist hetero sein normal und warum müssen sich alle anderen outen? Es ist wirklich schade, dass auch in 2019 das alles ein so großes Thema ist in Amerika. Und viele nicht zu ihrer Sexualität stehen können aus Angst vor möglichen Konsequenzen. Was ich wirklich faszinierend fand wie wenig der LGBTQIA-Aspekt im Vordergrund stand. Es ist einfach eine Liebesgeschichte zwischen Blue und Jacques und Erwachsenwerden, während das Coming-Out nur am Rande stattfindet. Es wirkt einfach alles so natürlich und nicht erzwungen geschweige denn kitschig/romantisiert, was ja bei manch anderem LGBTQIA-Roman der Fall ist. Zudem kommt es mit wenigen dramatischen Ereignissen aus, was finde ich auch ein Pluspunkt ist. So wirklich realistisch ist das natürlich nicht, aber man darf ja noch träumen dürfen. Zumal es einem als Leser auch klar sein sollte, dass es nach wie vor viele homophobe Menschen gibt weshalb viele auch ihre Sexualität vollkommen verstecken.

zurück nach oben