stephanienicol
Endlich ein Werk, das uns Einblick in die alltäglichen Sorgen und Nöte der raren Spezies der Vampire gewährt! Wie oft in solchen Fällen müssen wir zerknirscht zugeben, dass unsere bisherige Vorstellungen in diesem Zusammenhang von unverzeihlichen Vorurteilen geprägt waren. Vampire sind nicht blutrünstige Bestien, die sich in unbefugter Weise am Blut gewöhnlicher Sterblicher erlaben. Nein, sie ernähren sich ganz manierlich mit Blutkonserven, deren Beschaffung aber zuweilen nicht ganz einfach ist. - Ob der oft beklagte Mangel an Spenderblut etwas damit zu tun hat ist unklar. Vampire scheinen zwar rar zu sein, aber die Dunkelziffer ist vermutlich erheblich. - An Frauen, vornehmlich jungen und hübschen, pflegen sie nur zu knabbern, wenn sie verliebt sind und dies nur mit deren ausdrücklichem Einverständnis. Dieses zu erreichen fällt ihnen allerdings leichter, als man meinen würde, weil sie offenbar über unermessliche Fähigkeiten als Liebhaber verfügen. Hier beweist uns auch Lynsay Sands, dass die Frauen uns Männern zunehmend den Rang als meisterhafte Pornografinnen ablaufen. Um zu den Vampiren zurückzukommen: Diese erweisen sich ganz allgemein als überaus freundliche und hilfsbereite Gestalten, die das Monsterimage, das ihnen unbedarfte Autoren wie Bram Stoker verpasst haben, in keiner Weise verdienen. Sands Vampirromane scheinen suchtbildend zu sein; viele LeserInnen gestehen, dass sie jede Foge davon verschlingen. Mit Ulrico dürfte es nicht so weit kommen; aber als witzige Lektüre zwischendurch für den kleinen Lesehunger war das Buch durchaus geeignet. Ach ja: Eine etwas bessere Übersetzung hätten wir uns schon gewünscht.