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Cindy

Posted on 11.3.2020

Zwischen den Seiten In Splitterherz von Bettina Belitz zieht die Familie Sturm in den Frühjahrsmonaten von der großen grauen Stadt Köln, ins kleine beschauliche sonnige Dorf Kaulenfeld im Westerwald. Ellies anfänglich trotzige Ablehnung gegen ihre neue Heimat beeinflusst mich nicht und kann mich nicht davon überzeugen Kaulenfeld ebenso schrecklich zu finden. Ich hatte das Gefühl zwischen den Seiten die Sonne und die Wärme zu spüren und die Schönheit der Natur zu greifen. Es gibt viele Heldinnen anderer großartiger Jugendbücher die anders als Ellie von einem sonnigen in einem eher regenverhangenen grauen Ort umziehen mussten. Eins haben Bella und Katy mit Ellie gemeinsam: sie alle mochten ihre neue Heimat anfänglich überhaupt nicht. Ellie, die eigentlich Elisabeth heißt oder manchmal auch Elisa genannt wird, ist ein schwieriger Charakter. Auf dem ersten Blick ist sie verzogen und oberflächlich, weil sie sich Partout nicht auf Kaulenfeld einlässt und lieber wieder zu ihren Tussi-Freundinnen zurück möchte. Ihre Eltern geben sich echt Mühe Ellie den Umzug angenehmer zu machen, werden von ihr meistens angezickt. Das sich ihre Freundinnen Jenny und Nicole für die supertollsten Mädchen der Welt halten, ist Elli bewusst, sie nimmt das gerne in Kauf, denn nie wieder möchte sie eine Außenseiterin sein, über die sich alle nur lustig machen. Ellie hat nämlich die Gabe die Empfindungen anderer zu spüren und für oder mit ihnen zu leiden. Einem kleinen Mädchen lässt man die ständige Heulerei noch durchgehen, aber in der Schule war es dagegen nicht leicht. Ellie wurde als Heulsuse bezeichnet und gemieden. Ihre natürliche Fähigkeit gute Noten zu schreiben und überhaupt gut in der Schule zu sein, trug nicht zu ihrer Beliebtheit bei. Anders als andere Kinder in der Klasse zu sein und von denen auch noch gehänselt zu werden, ist eine schmerzvolle Erfahrung für eine Kinderseele. Das man nicht man selbst sein zu darf. Ich kann es gut nachvollziehen, dass Ellie sich ein Imagewechsel wünschte und hart für Anerkennung und Beliebtheit gearbeitet hat. Ihre Anstrengung wird mit der Freundschaft von Nicole und Jenny belohnt und Ellie erklimmt den Olymp der angesagten Mädchen. Ganz kann sie ihr eigenes Ich jedoch nicht immer verbergen, so ist sie weiterhin eine gute Schülerin, die sich wirklich qualvoll dazu durchringen muss, ab und zu die Hausaufgaben zu vergessen oder doch eine 3 in der Klassenarbeit zu schreiben. Ellie berichtet von diesem Stück Vergangenheit so bildhaft, dass man ihre Qual "schlecht" zu sein, nachfühlen kann. Auch in anderen Momenten umgeht Ellie, die eine oder andere ungewollte Situation kreativ, um sich ein Stück Ich zu bewahren. Kaum in Kaulenfeld angekommen ist es verhext. Ellie, über die Jahre zu einer Meisterin der Anpassung geworden, gelingt es beim besten Willen nicht, ihre Fassade aufrecht zu erhalten und sie eckt öfter als ihr lieb ist, mit ihren Ansichten an. Verständlich schließlich haben ihre neuen Klassenkameraden versucht nur höflich zu sein und es Ellie einfach zu machen Anschluss in der Klasse zu bekommen. Ich kann aber auch Ellie verstehen, sie möchte nun mal nicht hier sein und da ist sie konsequent. Außerdem versucht sie auf einige Angebote einzugehen und sich für ihre Mitschüler zu begeistern. So wie Ellie ist, mag ich sie und es passt zu ihr und zu Splitterherz. Sie ist eine sehr unterhaltsame Ich-Erzählerin, die ein Talent für augenzwinkernde und lustige Kommentare besitzt. Sie ist keinesfalls eine Einzelgängerin, im Grunde waren ihr in Köln schon echte Freundschaften lieber und sie hat Jenny und Nicole nicht alles anvertraut. Auch in Kaulenfeld hält sie sich zurück mit dem Vertrauen und den Freundschaften schließen. Aufmerksamkeit erregen bei ihr eher andere als "Außenseiter" bezeichnete Personen. Immer wieder zufällig trifft sie auf Colin, der von anderen nur gemieden wird. Es bleibt nicht lange ein Geheimnis für Ellie, dass es Collin war, der sie gerettet hat und sie ist daran interessiert warum er es getan hat, wenn es ihn doch genervt hat es zu tun. Ich glaube, dass Colin am Anfang keine Lust hatte Ellie sterben zu lassen, aber auch kein Interesse hat den Kontakt mit ihr aufzunehmen. Colin versucht viel um Ellies Interesse an seiner Person zu mindern. Doch gelingen tut ihm das nicht. Ellie ist nämlich stur und hat sich an ihm festgebissen. Das weckt seine Neugier und sie lernen sich kennen und kommen sich näher. Dabei ist Colin gefährlich und als Ellie die Wahrheit über ihn erfährt, hat sie richtige Angst vor ihm. In Splitterherz hat Ellie viele Ängste zu bekämpfen und sie bekommt regelmäßig die Gelegenheit sich mit ihnen auseinander zu setzen, das hat mir gefallen, da Ellie so eine Entwicklung durch machen muss. Ellie ist mir auch darum ans Herz gewachsen, weil sie, einen faulen Tag im Bett, als sinnvollverbrachten Tag betrachtet. Sie schläft viel und hat lebhafte Träume. Bei genauen Beschreibungen von schwer werdenden Gliedern und den verlockenden ersten Traumbildern, fällt es schwer, nicht ebenfalls dem Schlaf zu erliegen. Mit Freunden hat es Ellie in Splitterherz nicht so einfach, das ist etwas schade dafür hat sie super großartige Eltern, die auch eine wichtige Stimme im Buch erhalten und nicht nur mal kurz durch die Seiten flitzen, meistens um etwas zu verbieten oder um von ihrer Tochter überlistet zu werden. Nein, Mia und Leopold tragen wirklich zu der Handlung bei und das hat mir gefallen. Die Spannung wird gut gesteigert. Oft handelt Ellie spontan und vor allem entgegen der Anweisung anderer, denn wenn sie eines nicht mag dann ist es Befehle zu bekommen. Sie kann schon fast nicht anders als sich dagegen aufzulehnen. Oft genug bringt Ellie sich dadurch in Gefahr, aber mir war es recht so, denn es war spannend und unterhaltsam bis zum Schluss. Das Ende von Splitterherz bietet noch einmal ein Feuerwerk an Emotionen und ist nachvollziehbar aufgebaut. Fazit Splitterherz ist ein gelungener Reihenauftakt. Dass Ellie von der Stadt aufs Land zieht, ist nicht ungewöhnlich, das kommt öfters vor in einschlägig bekannten Jugendbüchern, dass Ellie sich anfangs dagegen stäubt ist auch nicht unbekannt. Mir hat aber Kaulenfeld auf Anhieb gefallen, es wird sonnig und warm dargestellt. Eine gute Werbung für den Westerwald. Die Idee, die sich hinter Collin verbirgt, fand ich spannend. Ebenso überzeugt hat mich, dass Ellie keine rosarote Brille auf der Nase hat und Colins wahre Natur tatsächlich kritisch betrachtet und sich ihm nicht gleich an den Hals wirft: Frei nach dem Motto "Er liebt mich und er wird mir nichts tun". Die romantischen Bande sind dünn, da hat mir ein wenig das Knistern gefehlt, was Ellie und Colin aber wieder durch ihre Dialoge ausgeglichen haben. Beide sind sie nicht auf den Mund gefallen und agieren mit viel Wortwitz miteinander. Ein weiterer Pluspunkt für Splitterherz sind Ellies Eltern und die Beziehung die Ellie zu ihnen hat. Mir hat es gefallen, dass ihre Eltern keine Randfiguren waren. Für den zweiten Teil wünsche ich, dass Ellie einen guten dauerhaften Freund an ihrer Seite, der ihr beistehen wird.

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