monerl
Meine Meinung Ich las den Klappentext und dachte, das ist ein Buch für mich: Fluchtgedanken, keine Erinnerungen und nichts ist so, wie es scheint. Das hörte sich nach großer Spannung und Rätselraten an. Ich begann zu lesen und fand mich in einer Fantasywelt mit Hexe, Drache, Schneemann, Einhörnern, Gnomen und anderen Wesen wieder. Ein Schloß und ein Ungeheuer, das die Flucht von dort immer wieder vereitelt. Von Beginn an hatte mich die Geschichte in ihren Bann gezogen. Wohin würde die Reise gehen? Bis zum Schluss, konnte ich die Geschichte nicht einordnen. Sie ist gänzlich anders als erwartet und ich freue mich sehr, dass der Autor es gewagt hat etwas zu schreiben, dass völlig aus dem Rahmen fällt! Auf sprachlich gehobenen Niveau begleiten wir die zentrale Figur auf der Suche nach ihren Erinnerungen. “Als ich am späteren Nachmittag die Schlossbibliothek aufsuchte, griff ich sogleich nach einem Buch und machte es mir in einem der hinteren Räume auf einer Ottomane gemütlich. Während ich zu lesen versuchte und in Gedanken doch ganz woanders war, wälzte ich unzählige Fragen in meinem Kopf: Wo bin ich? Wie kam ich hierher? Warum bin ich hier? Vor allem aber ließ mir eine Frage keine Ruhe: Wer bin ich?” (Buch S. 9) Seite für Seite steigt die Spannung und kaum fühlt man sich sicher das Geheimnis gelöst zu haben, überrascht der Autor durch einen Plot twist und irritiert Figur wie auch Leser*innen. Schritt für Schritt tastet man sich dem Ende entgegen, nur um zu erfahren, dass tatsächlich nichts ist, wie es scheint. Plötzlich scheint die Lösung nahe und man wandert mit der Figur durch virtuelle Räume und fragt sich immer und immer wieder, was passiert hier eigentlich? Durch die erzählerische Innenperspektive weiß man als Leser*in nie mehr als die Ich-Erzählerfigur und erlebt somit alles hautnah. Und dann wechselt der Autor im dritten Teil durch einen interessanten Kniff die Erzählperspektive und die Leser*innen erfahren über die personale Erzählperspektive, wer die zentrale Erzählfigur ist. Einfach genial! Auch das Ende ist ein Highlight, mit dem ich so nicht gerechnet habe! Alles findet sich, wird aufgelöst und keine Fragen bleiben offen. Kapitel für Kapitel fallen die vorherigen Kapitel wie Rädchen ineinander. Ein rundes Ende, bei dem alles aufeinander abgestimmt ist, worüber ich dem Autor sehr dankbar bin, denn die gesamte Geschichte ist nicht immer leicht und man muss sehr aufmerksam lesen. Im Nachwort wird das Thema des Buches detaillierter erklärt, Zimmermanns Schaffen beleuchtet und auf die Entwicklung von virtuellen Räumen und Spielen eingegangen. Ein toller Zusatz, der die Geschichte nochmals von außen beleuchtet. Fazit Eine erfrischend andere Geschichte, die in kein Genre passt. Leser*innen, die sich auf etwas Neues einlassen können, werden hier mit einer besonderen Geschichte belohnt! Ein Buch, in dem es viel zu entdecken gibt und eine Art modernes Märchen mit philosophischen Zügen und einem wichtigen Thema, über das man am Ende sehr gut nachdenken und diskutieren kann. Ein Buch, das man unbedingt ein zweites Mal lesen sollte, um die Feinheiten und Finessen besser genießen zu können. Ein echtes Lesehighlight in diesem Jahr und deshalb eine absolute Leseempfehlung!