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Inhalt: Bei einem Schulprojekt sollen Juri und seine Klassenkameraden auf einer Landkarte mit Klebezetteln markieren, welche Länder sie in ihrem nächsten Urlaub bereisen werden. Nach und nach füllt sich das Board an der Wand mit allerhand gelben Zettelchen. Als Juri an der Reihe ist, ist seine Laune nicht mehr die beste. Er scheint als einziger wieder einmal die Sommerferien zu Hause bei seiner Mutter und ihrem neuen Freund Hauke verbringen zu müssen. Auch der Trost des Lehrers, Juri sei damit der Schüler mit dem niedrigsten CO²-Fußabdruck, kann nicht recht verfangen. Auf dem Heimweg fasst Juri daher einen Entschluss: Zu Hause verkündet er seiner Mutter, dass er die Sommerferien bei seinem leiblichen Vater im Schwarzwald verbringen wird. Gesagt getan. Das Zugticket ist schnell gebucht. Juri erreicht die ländliche Gegend, in der sein Vater wohnt, mit gemischten Gefühlen. Bei seinem letzten Besuch stand er vor verschlossener Tür. Dieses Mal gelingt es ihm aber seinen Vater zu überraschen. Zwar spricht dieser nicht wirklich viel, aber er weist ihm zumindest einen Platz zum Schlafen zu. Anschluss findet Juri auch ziemlich schnell. Schon kurz nach der Ankunft lernt er Jessy kennen, die, schließlich ist das Dorf klein, Juri gleich zu einem gemeinsamen Treffen mit ihren Freunden einlädt. Auch Achim, ein Freund von Juris Vater, hat Kinder, mit denen Juri Zeit verbringen kann. Der Urlaub scheint gar nicht so schlecht zu werden. Juris wortkarger Vater bindet den Sohn in sein Leben ein. Er zeigt ihm sein geheimes Projekt im Wald. Juri darf Achim und ihm bei Arbeiten helfen. Zu sehr schmerzt die vakante Vaterrolle, als dass Juri die freundliche Indoktrination sofort bemerken würde. Kann der trotz der politisch-ideologischen Vereinnahmung für sich einen freien Handlungsspielraum beanspruchten? Meinung: Schon auf den ersten Seiten des Buches wird deutlich, dass es Juri in seinem Leben nicht immer einfach hat. Die Mutter sucht sich immer wieder schwierige neue Partner, mit denen der Sohn klarkommen muss. Eine Familiengeschichte, die geprägt ist von Gewalt, Alkohol, Resignation und ein klein bisschen Liebe. Dass die Mutter zu allem Überfluss auch noch ständig an Juri herumnörgelt, macht die Entscheidung, dem Vater in den Sommerferien einen Besuch abzustatten, einfach. Doch auch Juris leiblicher Vater ist ziemlich seltsam. Er gibt sich konspirativ und linkisch, arbeitet an einem Geheimprojekt. Auch versucht er seinen Nachwuchs für seine Sache zu vereinnahmen. Der Vater ist Reichsbürger und schwer interessiert an all den politischen Abgründen unserer Welt. Juri schlittert langsam in die trübe Szene von Preppern, Reichs- und Wutbürgern, abgestoßen und fasziniert zugleich. Genauso wie seine Freunde glaubt Juris Vater nicht an die Existenz der Bundesrepublik Deutschland. Die sei eine Firma, deren Bürger das Personal. Deswegen hieße der Ausweis, den jeder mit sich herumträgt schließlich auch Personalausweis. Hier in der Provinz glaubt man an die Geheimhaltung außerirdischen Lebens und die Existenz der ominösen „Chemtrails“. Diese Theorie handelt davon, dass die Kondensstreifen der Flugzeuge in Wahrheit Chemiewolken sind, mit denen eine Handvoll Auserwählte um die Weltherrschaft kämpfen. Auch der Glaube an die Mutter aller Verschwörungstheorien, an eine inszenierte Mondlandung, wird von Juris Vater gepflegt. Solche und andere Verschwörungstheorien schießen ins Kraut, Misstrauen herrscht allerorten, Lüge und Wirklichkeit scheinen ununterscheidbar. Fazit: Marin Schäuble zeigt in seinem Buch, „Sein Reich“, wie aus einer radikalen Haltung eine „fanatische“ wird. Schäubles Buch hat Mehrwert – weil es zeigt, warum manche Menschen mit erlebter Unsicherheit besser zurechtkommen als andere. Es zeigt am Beispiel seiner Protagonisten, welche Ressourcen vor Radikalisierung schützen – den Einzelnen, aber auch die Zivilgesellschaft selbst. Wichtig in einer Gesellschaft, die Gefahr läuft, immer weiter in radikale Sub-Milieus zu zersplittern. Buchzitate: „Keine Behörde kann uns etwas vorschreiben, die haben alle keine Berechtigung. Die BRD ist eine Firma. Mehr nicht.“