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sommerlese

Posted on 9.3.2020

In diesem Buch werden Kindheitserlebnisse des schwarzen Autors in der Nazizeit geschildert. Seine Hautfarbe macht ihn im Gegensatz zu Juden als Nicht-Arier für jeden deutlich erkennbar. Eigentlich fühlt sich Hans-Jürgen als ganz normaler deutscher Junge und begeistert sich mit kindlicher Naivität durch die NS-Propaganda für die Nazi-Regierung. Doch schon bald bemerkt er, wie er wegen seiner Hautfarbe diskriminiert und ausgeschlossen wird. Seine alleinerziehende Mutter macht ihn allerdings mit ihrer Liebe und Erziehung zu einem selbstbewussten Menschen und gemeinsam schaffen sie ihren Weg mit vielen Hindernissen zu gehen. Die Geschichte endet nicht laut Buchtitel mit der Nazizeit, sondern beschreibt auch Massaquois Leben in Liberia und den USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch in den USA erfährt er die dortige Rassentrennung erneut. Besonders bewusst ist mir mit der Lektüre geworden, wie schnell früher besonders Kinder und Jugendliche begeisterte Anhänger Hitlers werden konnten, indem sie schon in der Schule unter Druck dem Jungvolk beitraten. Das Gemeinschaftsgefühl war verpflichtend. Massaquoi läßt den Leser teilhaben am Leid, Kummer, Gewalt, aber auch an Jugendsünden und schönen Erlebnissen. Das geschieht nie mit erhobenem Zeigefinger. Immer schwebt auch über der Geschichte ein bewusstermaßen positiver Grundton und das macht Mut. Beeindruckt hat mich die Tatsache, dass Massaquoi allen erlebten Anfeindungen und Problemen zum Trotz sein Leben erfolgreich und scheinbar glücklich gemeistert hat und nicht mit Hass und Verbitterung reagiert. Ein wunderbar flüssiger Schreibstil unterhält und macht neugierig auf diesen Menschen. Mit Feingefühl und einer Prise Humor wird hier Geschichte für folgende Generationen überaus anschaulich beschrieben. Diese eindringliche Biografie ist ein sehr schönes Plädoyer gegen Rassismus und Intoleranz zu jeder Zeit und in jeder Situation. Sie kann wach- rütteln und mahnen, aber auch Mut machen!

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