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Babscha

Posted on 9.3.2020

Zurück ins Jahr 1939, in die Sommerhitze einer namenlosen Stadt im Süden Georgias, führt uns die Geschichte, mitten hinein ins tägliche Leben einer kleinen, bunt zusammen gewürfelten Gemeinschaft dort lebender Menschen, denen eins gemein ist: der tägliche Kampf ums eigene Überleben in einer Gesellschaft voller Vorurteile, Hass und Rassendiskriminierung, die sowohl den unterdrückten Schwarzen wie auch der breiten Masse der ebenfalls am Existenzminimum dahin vegetierenden, chancenlosen Weißen im Wesentlichen nur die Wahl lässt zwischen dem Rückzug in die Welt des Glaubens mit der festen Hoffnung an den späteren Übergang in eine bessere jenseitige Welt oder der konsequenten Betäubung der eigenen elenden Lebensumstände durch Alkohol. Da ist die kleine Mick Kelly mit ihren fünf Geschwistern, ein toughes, furchtloses Mädchen von dreizehn Jahren, wach und intelligent in ihrer Liebe zur Musik, dann der geheimnisvolle Mister Singer, ein taubstummer Mann mittleren Alters, der im Haus der Kellys lebt und im Laufe der Zeit durch seine charismatische Ausstrahlung zum Bezugspunkt diverser anderer Menschen wird, weiter Biff, der traurige, unglückliche Denker, der Tag und Nacht hinter dem Tresen seines Restaurants über die Zusammenhänge und den tieferen Sinn des Lebens sinniert, auch Doktor Copeland, ein schwarzer Arzt, unermüdlich im Einsatz für seine Mitbrüder und –schwestern, deren Schicksal ihn innerlich zerreißt und der hierüber den Kontakt zu seiner eigenen Familie verloren hat. Und viele mehr. Und keinem von Ihnen wird auch nur ein wenig Glück vergönnt sein… Carson McCullers´ im gleichen Jahr geschriebener Roman ist ein eindrucksvolles Zeugnis amerikanischer Zeitgeschichte, in dem die klassenkämpferischen Ambitionen und das Aufbegehren einiger der Protagonisten als sinnloses und von vornherein zum Scheitern verurteiltes Agieren erscheinen in einer von tiefer Hoffnungslosigkeit und Angst geprägten Gesellschaft , in der nur die Stimme des Besitzenden mit weißer Hautfarbe etwas zählt. Und trotzdem schafft es die Autorin meisterhaft, in ihrem Werk zwischen den Zeilen große, intensiv spürbare Menschlichkeit zu verankern, im Zusammenhalt der Besitzlosen in den kleinen täglichen Dingen, allen voran in der intensiven Schilderung des Lebens und der Gedankenwelt der jungen Mick, die bis zum Ende unermüdlich an ein besseres Leben irgendwo auf dieser Welt glaubt. Ein intensives, ein großes, ein lesenswertes Buch.

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