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tintensturm

Posted on 9.3.2020

Als ich den Klappentext zu "Falling Skye" gelesen habe, war ich erstmal sehr neugierig. In dieser dystopischen Zukunftsversion der USA heißt die Regierung "die gläserne Nation" und das heutige Amerika gibt es nicht mehr. Alle Menschen werden anhand eines Persönlichkeitstests entweder in "Rationale" oder "Emotionale" eingeteilt, da sie entweder emotional oder rational handeln. Die Gesellschaft ist so eingeteilt, dass sich die beiden Persönlichkeiten ergänzen sollen, d.h. dass Rationale Führungspositionen einnehmen sollen und dafür Emotionale, die eher kreative Berufe ausüben sollen, beschützen und versorgen sollen. Klingt ein wenig schräg? Es kommt noch schräger. Vorab war ich sehr daran interessiert, wie die Autorin "rationales" und "emotionales" Handeln definieren würde- denn ist nicht jeder Mensch zum Teil rational und emotional? Gleich zu Beginn des Romans muss auch die bis dato regimetreue Skye dies in Frage stellen, als sie einen Jungen aus einem See rettet und sich somit Emotional verhält. Dies fand ich schon problematisch: Denn wenn man eine Gefahrensituation sieht und einschätzt, dass man der Person schneller helfen kann, wenn man eingreift, als wenn man wartet bis Hilfe eintrifft, ist das nicht ebenfalls rational? In diesem Roman scheint "rationales Handeln" oftmals mit egoistischem und ich-bezogenem Handeln gleichgesetzt zu werden, was überraschend ist, da dies nicht unbedingt gesellschaftsfördernd ist. Allerdings sollte uns dies bei der angedeuteten Diktatur der gläsernen Nation nicht überraschen, denn nach und nach kommt heraus, dass Emotionale nicht die gleichen Chancen haben wie Rationale...sie dürfen z.B. nicht mal alleine aus dem Land ausreisen. Die Grundidee und Umsetzung fand ich super spannend, aber teilweise war ich von den Charakteren nicht ganz überzeugt. Die Protagonistin Skye ist eigentlich eine gute Person und sehr naiv, aber es hat teilweise doch wirklich sehr lange gedauert, bis sie ihre Augen geöffnet hat, für was um sie herum passiert. Dies hat auch damit zutun, dass ihr Vater im Parlement sitzt und sie mit den Kristallisierungsidealen aufgewachsen ist, deshalb konnte ich das noch entschuldigen...schwerer ist es mir allerdings mit der etwas erzwungenen Liebesgeschichte gefallen. Zwischen Skye und dem Testleiter Alexander fängt es bald an zu knistern...und ehrlich gesagt wirkt das für mich stark an den Haaren herbeigezogen, denn warum sollte Skye sich in einen Testleiter, der ein wenig gruselig wirkt, da er sie ganze Zeit beobachtet, und mit dem sie zu Beginn kaum spricht, verlieben? Hier fehlten mir ein wenig die "romantischen" Momente, die erklärt hätten, weshalb sie sich zueinander hingezogen fühlen... Schön fand ich, dass Skye ein starkes Netz an Freundinnen um sich aufgebaut hat, wie Luce und Fiona. Allerdings muss ich auch hier sagen, dass ich ein wenig verwundert war, dass Syke Luce nach wenigen Tagen bereits als ihre "beste Freundin" bezeichnet...einige Dinge gingen mir wie gesagt einfach zu schnell. Das Ende des Romans wirkte etwas abrupt und "zu schnell", da die Charaktere auch einfach in einigen Situationen mit viel Glück davon gekommen sind (besonders Alexander kommt mit sehr viel weg..) , aber die unerwartete Wendung mit dem ReNatura Programm und den eigentlichen Absichten der Kristallisierung fand ich spannend und überraschend, weshalb der Roman für mich noch einen Stern dazu gewonnen hat. Durch die verborgene Agenda die das Programm verfolgt konnte ich dann anfängliche Unklarheiten bezüglich "rationalem" und "emotionalem" Handeln entschuldigen, da klar wurde, dass noch eine andere Agenda verfolgt wurde. Generell fand ich den Roman spannend geschrieben und habe mich gut in der Welt zurecht gefunden. Für eine ausführlichere Meinung könnt ihr auch nochmal in der Lovelybooks Leserunde vorbei schauen, wo ich mich gemeinsam mit anderen Leserinnen und Lesern zu dem Buch ausgetauscht habe.

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