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Babscha

Posted on 9.3.2020

Tommy Russo, 32 und alleinstehend, arbeitet als Türsteher in einer Kneipe in Manhattan, träumt allerdings von einer großen Schauspielkarriere und steht natürlich immer kurz vor dem Durchbruch nach Hollywood. In klaren Momenten erkennt er sogar, wie unrealistisch das alles ist, tröstet sich jedoch immer wieder mit Frauengeschichten, Alkohol und seinem fatalen Hang zu Pferdewetten, die dafür sorgen, dass sich sein ganzes erbärmliches Leben nur noch darum dreht, irgendwie, meist durch Tricksereien und kunstvolle Täuschungsmanöver, an das Geld seiner Mitmenschen zu kommen. Das Angebot von Bekannten, sich doch mit einem Anteil an einem Rennpferd zu beteiligen, erscheint ihm wie ein Wink des Schicksals, jetzt endlich im Wettgeschäft groß raus zu kommen, und lässt ihn jeden Rest von Bodenhaftung verlieren. Bereits nach kurzer Zeit und sich zunehmend verstärkender krimineller Energie zieht sich die Schlinge um seinen Hals in seiner selbst geschaffenen Welt aus Lug und Trug gnadenlos zu. Kurzweilig und wie eine moderne, ins heutige Amerika verlegte Fassung von Highsmith´s talentiertem Ripley, erzählt der Autor hier die Geschichte eines als Ich-Erzähler auftretenden, verblendeten, intelligenten, einerseits mit allen Wassern gewaschenen, dann wieder völlig naiven und blindgläubigen Schmarotzers und Tagträumers, der sein Leben nach allen Regeln der Kunst verpfuscht. Der permanente Ritt des Protagonisten auf der Rasierklinge bereitet großen Lesespaß, man weiß nie, wie sich die Dinge weiter entwickeln und ob bzw. wie es Russo diesmal wieder gelingen wird, sich in letzter Sekunde aus der Schusslinie zu bringen. Spannend, unterhaltsam und außergewöhnlich. Leseempfehlung.

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