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Posted on 9.3.2020

In „Als ich Amanda wurde“ erzählt die Autorin Meredith Russo eine fiktive Geschichte über ein Mädchen namens Amanda, die in dem Körper eines Jungen namens Andrew aufgewachsen ist. Die Geschichte beginnt zu dem Zeitpunkt, an dem Amanda den Prozess der Geschlechtsumwandlung abgeschlossen hat, und sich auf dem Weg zu ihrem Vater nach Tennesse befindet. Hier möchte das Mädchen endlich einen Neuanfang wagen und die Vergangenheit hinter sich lassen. Mittels kurzer Rückblicke bekommt der Leser nach und nach kleine Ausschnitte aus Amandas Vergangenheit präsentiert. Ihre schwierige Kindheit in einer komplizierten Familie. Hier erfährt man zum Beispiel über Weihnachtsfeste, in denen die Eltern krampfhaft versucht haben, ihrem Kind eine Art Korsett anzulegen. So standen unter dem Weihnachtsbaum Geschenke, über die sich Jungs in Amandas Alter gewiss gefreut hätten. Ein Fußball, ein Fanghandschuh, eine Tüte mit Plastiksoldaten und eine Luftpistole sollten gegen die Mobbingattacken der Mitschüler helfen. Amanda hingegen fragte sich, ob der Weihnachtsmann ihren Wunschzettel gar nicht gelesen hatte, auf dem Geschenke wie die DVD von Mulan, ein paar Folgen von My Little Pony oder ein Nintendo 64 standen. Hatte der Weihnachtsmann Kinder wie sie nicht lieb? Über die Geschichte hinweg begleitet der Leser Amanda dabei, wie sie an der neuen Schule in Tennesse Menschen kennenlernt, die ihre Vergangenheit nicht kennen. Amanda findet Freunde, wie Anna, die unter ihren stark religiösen Eltern sehr zu leiden hat und Chloe, die eigentlich viel lieber mit einem Mädchen als mit einem Jungen zusammen wäre, sich aber nicht traut, darüber zu sprechen. Schon am ersten Tag erhält Amanda auch von den Jungs an ihrer Schule Komplimente. Sie wird sogar um ein Date gebeten. Amanda versucht sich in dieser neuen Welt, in der man sie so akzeptiert wie sie ist, zurecht zu finden. Sie weiß einerseits wie zerbrechlich diese schöne Zeit ist. Andererseits möchte sie auch endlich einmal dieses Gefühl von Freiheit verspüren. Sie möchte einen Freund haben. Sie möchte mit den Mädchen in ihrer Klasse Abends ausgehen. Sie möchte den Menschen, die ihr Vertrauen entgegenbringen, etwas zurückgeben. Doch weiß sie um ihr prekäres Glück. Sie ahnt auch, dass sie all das, was sie gewonnen hat, schnell wieder verlieren könnte, sollte irgendwer erfahren, dass sie einst Andrew hieß und in einem anderen Körper gesteckt hat. Die Autorin Meredith Russo schreibt im Nachwort, dass sie ihre Figur Amanda ein wenig abgerundet hat. Sie schreibt, dass sie nicht möchte, dass ihre Leser Amanda als ein Dogma begreifen. Was sie möchte, ist mit ihrem Buch Verständnis für Transsexualität zu schaffen. Sie möchte denen helfen, die sich von der Gesellschaft ausgegrenzt fühlen, und oft nur noch einen einzigen Ausweg aus dieser Situation sehen und zwar den, ihr Leben zu beenden. Im Nachwort spricht die Autorin zudem auch noch betroffene Menschen an. Sie zeigt Hilfestellen auf, an die sich Transsexuelle wenden können Fazit: „Als ich Amanda wurde“ ist zunächst die Geschichte eines Mädchens namens Amanda, die nach einer Geschlechtsumwandlung an einem neuen Wohnort ihre Vergangenheit hinter sich lassen möchte. Es geht aber auch um „Handlungsspielräume“, die Männer und Frauen jeweils besitzen, um genderspezifische, normative Konzepte und die Vergesellschaftung der Geschlechter. Die Autorin Meredith Russo ist, wie ihre Figur Amanda, selbst Transgender. Die Empfindsamkeit der sich oft auf eigene Erfahrungen berufende Autorin ist also die Klugheit einer Betroffenen. Eine hervorstechende Qualität von Büchern und vor allem auch dieses Werks besteht darin, Szenarien und Lebensentwürfe durchzuspielen und ihren Lesern so die Möglichkeit zu geben, diese zu reflektieren. Das vorliegende Buch ist ein ebenso scharfzüngiges wie -sichtiges Buch, das sich auch als Appell für Werte wie Friedfertigkeit, Empathie und Toleranz gegenüber anderen versteht. Eine absolute Leseempfehlung.

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