Shannas Books
Nachdem ich "Ein Mann namens Ove" mit viel Vergnügen gelesen habe, war ich gespannt, ob der Autor mich noch einmal so begeistern könnte. Mit diesem unterhaltsamen und doch sehr tiefgründigen Buch ist ihm das überaus gelungen. Selten hat mich eine Geschichte, die keinerlei Spannung aufbaut, so fesseln können. Es ist eine sehr bewegende Erzählung über das Leben einer Frau, die schlimme Schicksalsschläge in ihrem Leben erfahren musste und sich mit seltsam anmutenden Ritualen und Verhaltensmustern ein Lebensgerüst gezimmert hat, das sie aufrecht erhält. Am Anfang des Buches denkt man, dass diese psychisch auffällige Britt-Marie, in eine geschlossene Anstalt gehört. Ihre Ansichten und Eskapaden sind zwar unterhaltsam und ihre unfreiwillige Komik entlocken vereinzelte Lacher, aber im Grunde bemitleidet man diese zutiefst mit ihren Zwangsneurosen behaftete Frau. Man fragt sich, war sie schon immer so und wie konnte sich überhaupt ein Mann finden, der sie heiratet? Wie konnte sie bisher mit ihrem Leben zurechtkommen? Haben dieser Natron- und Faxinsüchtigen irgendwelche Dämpfe die Sinne vernebelt? Doch im weiteren Verlauf der Handlung kristallisieren sich die Gründe für ihre Verschrobenheit heraus und man kann sie bis zu einem gewissen Grad nachvollziehen. Die liebenswerten Einwohner samt ihrer skurrilen Charaktereigenschaften des abgelegenen Dörfchens Borg, in das es Britt-Marie verschlägt, haben mir besonders gut gefallen. Mit der Zeit sind sie mir sogar richtig ans Herz gewachsen, trotz ihrer teils sehr eigenwilligen Gebaren. Die erfolgslose, aber enthusiastische Kinder-Fußballmannschaft, die mit Hilfe von Britt-Marie kleine "Siege" erringen kann und Sven, der Polizist mit dem weichen Herz, sind Beispiele für die wunderbar lebensnahen Figuren, die der Autor hier erschaffen hat. Zum Ende hin traurig, melancholisch und doch mit viel Hoffnung hat mich dieser Roman zurückgelassen und ich habe mich in ein paar Eigenheiten der handelnden Personen wiedererkannt, über die ich schmunzeln musste. Doch zum Glück habe ich meine Besteckschublade in der richtigen Reihenfolge sortiert und muss mir deshalb keine Gedanken über meine Lebensweise machen...