Profilbild von mrstrikehardt

mrstrikehardt

Posted on 9.3.2020

Da ich „Was bleibt“ vierzig Jahre nach Niederschrift und 30 Jahre nach Veröffentlichung lese, wundere ich mich ein wenig, welch großen „Literaturstreit“ diese schmale Erzählung auszulösen konnte. Über die Haltung und die (rückblickend offensichtlichen) Gründe der Autorin, warum sie die Erzählung erst nach dem Ende der DDR publiziert hat, lässt sich gewiss streiten. Unabhängig davon war es für mich als „Nachwendekind“ (siehe https://mojoreads.com/book/NachwendekinderJohannes-Nichelmann/21729325) doch erschreckend-überraschend zu erfahren, wie paranoid die Stasi und wie vergiftet die gesellschaftliche Atmosphäre war, geschildert durch die Augen einer insgesamt hochangesehenen und beliebten Schriftstellerin in der DDR. Überall Spitzel, ob freiwillig oder unter Druck gesetzt, überall Zensoren, entweder durch Kollegen oder die innere Stimme im Kopf. Nur an wenigen Stellen blitzt Lebensfreude und Hoffnung auf, zusammengefasst im Wort Zukunft. Die aufgeworfenen Fragen, und das sind nicht wenige, waren für mich entscheidend und sind teilweise auch heute noch (oder wieder) relevant. Dass die Sprache etwas Patina angesetzt hat, ist zu verkraften.

zurück nach oben