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Babscha

Posted on 9.3.2020

Wie sich ein Menschenleben in wenigen Augenblicken von Grund auf verändern kann, das muss Jan Grath, Reise-Journalist einer Frankfurter Zeitung, am eigenen Leib erfahren, als er am letzten Tag einer Bildungsreise zu Ausgrabungen in der südalgerischen Wüste mit dem gecharterten Transporthelikopter abstürzt und als Einziger die Katastrophe mit schwersten Verbrennungen überlebt. Dies ist der Auftakt für den persönlichen, unsentimentalen aber nichtsdestoweniger sensiblen Bericht eines dreißigjährigen Mannes über sein einjähriges physisches wie psychisches Martyrium in einer süddeutschen Spezialklinik und seine anschließende halt- und orientierungslose Rückkehr nach Berlin, wo zwar noch seine beiden Kinder, jedoch nicht mehr deren Mutter auf ihn warten, die sich zwischenzeitlich einem anderen Mann zugewandt hat. Voller Selbstzweifel und Hass auf sein entstelltes Äußeres und weder fähig zur Wiederaufnahme seiner Journalistentätigkeit noch allgemein zur Rückkehr in die gesellschaftliche „Normalität“ verkriecht sich Grath mit Tagträumereien in seine kleine Hinterhofwohnung und lässt Sozialkontakte außer zu seinen Kindern allein über die aufgezwungenen AB-Maßnahmen des Sozialamtes zu. Etwas Entspannung findet er nur bei ausgedehnten einsamen Streifzügen durch das nächtliche Berlin. Als ihm dann durch ein Missverständnis auch noch die Sozialhilfe gestrichen wird, beginnt der endgültige Abstieg. Völlig traumatisiert, wird in ihm der Wunsch übermächtig, unbedingt zum Ort der seinerzeitigen Katastrophe zurück zu kehren. Der Autor, selbst Journalist, verarbeitet in seinem Buch autobiografisch eigene Erlebnisse aus einem vor Jahren selbst durchlebten Helikopterabsturz. Ein ganz spezieller, toll geschriebener und unter die Haut gehender Roman.

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