Buchstabenfestival
Ich habe schon ein paar Bücher bzw. Artikel über Minimalismus gelesen und konnte mich damit mehr oder weniger gut damit identifizieren. Während das Buch von Lina Jachmann sehr auf das Schlüssellochprinzip gesetzt hat, d.h. viele anschauliche Bilder von aufgeräumten Wohnungen und sympathischen Bewohnern kommt nun Francine Jay ohne Bilder dafür mit sehr viel Text daher. Beide Bücher haben mir gut gefallen und mich auch immer mehr darin bestärkt den Minimalismus in kleinen Schritten fortzuführen. Francine gibt erstmal einen kleinen Überblick und baut die Motivation zum Minimalismus auf. Sie zeigt sehr deutlich die Vorteile von einer aufgeräumten und nicht überfrachteten Wohnung und was wir bei der Suche/dem Streben nach Dingen/Konsum an Lebenszeit verschwenden. Manchmal kam es mir vor, als würde sie den Leser einen Spiegel vorhalten. Jedoch macht sie es sehr behutsam und lässt dem Leser noch genug Freiraum, um Luft zu holen und das Gelesene zu verdauen. Sie bedrängt niemanden, sie pocht nicht auf ihren Standpunkt und sie bietet Alternativen an. Was mir gut gefallen hat, dass sie nicht festlegt, dass Minimalismus mit einer Zahl verknüpft ist z.B. nur noch 100 Dinge besitzen o.ä.. Auch empfiehlt sie, dass man sich langsam herantasten soll und zeigt dafür auch Handlungsmöglichkeiten auf. Sie geht durch jeden Raum und erklärt, wie man am besten die (Minimalismus-)Methode anwendet und zeigt auf, dass auch schon das Ausmisten bzw. Entrümpeln kleinerer Fächer oder Schubladen ein Erfolg sind, wenn man dranbleibt und sie nicht wieder füllt. Ich habe mich schon innerlich davon verabschiedet, dass die Einführung des Minimalismus in meinen Alltag ein schneller Prozess sein wird. Natürlich kann ich es radikal machen (wie der Finne Petri Luukkainen in seinem Leben und Film) und alles entsorgen, verkaufen und weggeben, aber das widerstrebt mir. Ich werde mich für die recht langsame, aber stetige Variante (und dabei hat mir auch das Buch geholfen) entscheiden. Zuerst sichten, was kann wirklich direkt weg (kaputt, abgelaufen, noch nie im Leben benutzt) und dann nichts Neues hinzufügen, wenn es nicht notwendig erscheint (die Eins rein – Eins raus Methode). Den gewonnenen Platz genießen und dann schrittweise vorgehen. Vieles habe ich schon angepasst z.B. Kleiderschrank, Bad und kleinere Regale. An meinen Bücherregalen scheitere ich noch etwas. Und wer meinen SUB sieht, weiß, das kann dauern, aber auch hier habe ich mir vorgenommen – im Jahr 2019 wird dieser einer Prüfung unterzogen und schrumpfen. Minimalismus ist ein stetiger Prozess, der nie endet. Man muss fast schon Mut haben, sich dem Konsum, dem Marketing der Unternehmen und dem Druck der Gesellschaft entgegen zu stellen, aber ich glaube für den gewonnenen Freiraum und der Unabhängigkeit, die man erzielen kann, lohnt es sich.