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Babscha

Posted on 8.3.2020

Los Angeles. Stadt der Engel. Ultimativer, unwiderstehlicher Magnet für Sinnsuchende, Gestrandete, Glücksritter, Emporkömmlinge aller Art, die sich dieser Moloch aus Größe, Geld und Glanz jedes Jahr zu Zehntausenden einverleibt. Doch nur die wenigsten werden es dort schaffen. Für alle anderen bleibt die Ernüchterung, bleiben unerfüllte Träume, entweder die Flucht oder das blinde Weiterhoffen, eingebettet in ein Leben auf kleiner Flamme im täglichen Kampf der eigenen Existenzsicherung. Und nicht selten folgt der Absturz. Hiervon berichtet der Autor in seiner großen Hommage an eine Stadt, die schon immer polarisierte zwischen der Aura von Berühmtheit, Reichtum und leichter, kalifornischer Lebensart einerseits und ausufernder Gewalt, Armut und Elend andererseits. Als rote Fäden quer durch das Buch werden die Geschichten von zwei Handvoll Protagonisten unterschiedlichster Couleur erzählt, die entweder erstmalig mit der Stadt in Berührung kommen oder bereits fester Teil von ihr sind. Da ist der berühmte, aber seelisch und charakterlich degenerierte Filmstar, der in seinem Luxusdomizil in den Hügeln der Stadt unter dem Deckmantel einer schillernden Ehe seinen schwulen Neigungen nachgeht, dann die junge Frau aus einer mexikanischen Einwandererfamilie, missbraucht und gedemütigt im Haushalt einer verschrobenen reichen Lady, der Penner, der meint, ein junges Mädchen aus den Fängen einer Drogengang befreien zu können, oder auch das junge Paar, das alles hinter sich lässt und sich nach L.A. absetzt, um dort sein Glück zu machen. Auch hier ist bei nahezu allen das Scheiten vorprogrammiert. Letztlich dienen die einzelnen Handlungsstränge aber nur als Auflockerung und Tatsachenbelege für ein Werk, in dem der Autor über diverse eingestreute, interessante und verblüffende Erzählungen, Berichte und Statistiken zu allererst die Stadt als solches in all ihren Facetten erklären und beleuchten möchte. Und nicht zuletzt auch, um zwischen den Zeilen seiner eigenen, irgendwie melancholischen, zeitweise hoffnungslos-depressiven Grundhaltung zu dieser unglaublichen Stadt Ausdruck zu verleihen. Ein starkes, außergewöhnliches Buch.

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