Babscha
Zwei Brüder gehen mit ihren Ehefrauen irgendwo in Holland in ein Edelrestaurant zum Dinner. Soweit, so (noch ) gut. Es geht nämlich nur peripher ums Essen. Es geht um morastige Familiengeheimnisse, unterdrückte Wut, Hass und Schuldzuweisungen, die sich hier entladen sollen. Das Buch kann auf den ersten Seiten noch absolut begeistern. In schnellen, direkten Worten lädt der ich-erzählende jüngere Bruder den Leser mit an den Tisch und lässt dessen Kopfkino geschickt anlaufen. Aber dann. Statt für ihn den notwendigen Unterbau der Geschichte zu schaffen, diese dann im Hier und Jetzt kammerspielartig weiter aufzubereiten (das Szenario einer sich hassenden Familienbagage, gebunden an einen Speisetisch ist als Idee ja meistens eine prima Ausgangslage) und die Protagonisten dann unauffällig von der Leine und aufeinander los zu lassen, ergeht sich der Autor in teils unmotivierten Ein- und Rückblenden und Sidesteps, die nur teilweise zum Verständnis erforderlich sind, ansonsten den Handlungsstrang aber laufend zerfasern und nach einiger Zeit einfach nur noch stören. Irgendeiner rennt hier immer unmotiviert durch die Gegend. Von Seite zu Seite wirkt die story konstruierter, realitätsferner und bemühter. Je mehr man von den Hauptprotagonisten erfährt, desto unglaubwürdiger werden sie als Person und in ihrem jeweiligen Reden und Handeln. Am allerstörendsten aber ist der völlig gestörte Erzähler selbst in seiner penetrant klebrigen Art, vor allem in den sich unablässig wiederholenden Passagen, in denen er das ach so innige nonverbale Verständnis zwischen ihm und seiner tollen Gattin propagiert. Das geht einem irgendwann nur noch auf den Zeiger. Und gerade weil der Autor in allen Einzelheiten seines Buches so sehr bemüht ist, hier eine zeitgemäße, glaubhafte Familientragödie im Generationenkonflikt auf die Beine zu stellen, wirken seine ganzen Überzeichnungen, Einzelgeschichten und Wendungen bis zum abstrusen Schlussakt nur um so unglaubhafter. Wem soll das dienen? Mich hat die Geschichte jedenfalls, abgesehen von dem starken Auftakt, nach kurzer Zeit kaum noch interessiert, geschweige denn gepackt. Ärgerlich.