Peanut
3,5 Sterne „Macbeth“ und andere Werke von Shakespeare wurden von mehreren Autoren in einem Projekt in die heutige Zeit versetzt, was an sich schon eine sehr interessante Idee ist. Vor allem dieses Buch hat eine sehr düstere Handlung mit sehr vielen Toten und einer sehr bedrohlichen Grundstimmung. Macbeth will wie im Original Ruhm und Macht erlangen und geht dabei wortwörtlich über Leichen. Viele Charaktere haben den Namen aus der Tragödie und verhalten sich auch dementsprechend. Es ist beängstigend wie skrupellos und brutal gehandelt wird. Es tauchen viele menschliche Abgründe auf und teilweise denkt man es könne nicht noch schlimmer kommen nur um vom nächsten Zwischenfall geschockt zu werden. Man weiß nie so recht, ob manche Charaktere einfach durch und durch böse sind, da die Hauptprotagonisten einen immer wieder mit guten Seiten überraschen. Die Handlung spielt in einer typischen skandinavischen Industriestadt in den 70ern und man hat das Gefühl als würde die Sonne nie scheinen. Den Schreibstil finde ich sehr ansprechend, da der Autor es schafft alles sehr bildhaft und fesselnd zu beschreiben. Es gibt viele Längen und der Spannungsbogen bleibt eher flach. Leider gibt es keinen logischen Handlungsverlauf, wahrscheinlich weil das Buch auf der Tragödie Macbeth basiert. Deshalb waren vor allem der Schluss und der Höhepunkt nicht nachvollziehbar. Es gibt ziemlich viele Charaktere und viele bleiben davon blass. Man hätte das Buch ruhig kürzen können und der Handlungsverlauf hätte rasanter sein müssen. Der Spannungsaufbau ist wie bei einer klassischen Tragödie eher langsam. Wenn man das Original kennt, dann weiß man ungefähr wie die Handlung ausgehen wird. Macbeth als Charakter ist alles andere als sympathisch und ich habe ihn regelrecht gehasst. Es war erschreckend wie er als Polizist agierte und wie sehr er von Geld und Macht getrieben wurde. Fazit: Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Es könnte bestimmte Personengruppen wegen der Themen Drogen, Missbrauch und Mord triggern. Weitere Themen sind Drogen, Korruption bei der Polizei in Schottland und das Leben in einer Industriestadt. Ich hatte einfach mehr erwartet, da ich vorher „Der Sohn“ gelesen hatte und sehr begeistert davon war. Auch wegen der vielen Werbung war ich gespannt darauf. Die Übersetzung an sich hätte besser sein können. Gesamt gesehen ist es schon beängstigend, dass der Mensch genauso wie um 1600 nach den selben Sachen strebt wie Macht und Reichtum und dabei von Neid, Hochmut und Größenwahn getrieben wird. Das Buch ist genauso verwirrend wie die Vorlage und man kann sich erst ganz zum Schluss einen Reim auf das Ganze machen. Es ist auf alle Fälle nichts für zwischendurch oder zum Abschalten. Man muss schon konzentriert lesen ansonsten verliert man schnell allein wegen der vielen Charaktere den Überblick.