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frauschafski

Posted on 5.3.2020

Vom Sprengen körperlicher und psychischer Grenzen Die Exposition hat zunächst das Zeug, köstlich zu amüsieren. Ed ist der totale Antiheld, zynisch und unglaublich witzig. Man verzeihe mir, dass ich zunächst an solch skurrile Kracher wie „Per Anhalter durch die Galaxis“ und „World’s End“ erinnert war. Die Menschen werden als völlig ignorante Individuen dargestellt, die es irgendwie gar nicht verdient haben zu überleben. Leider wird dieser Stil im Verlauf des Romans nicht beibehalten, denn mit dem Meteoriteneinschlag ändert sich buchstäblich alles. Eine düstere und völlig hoffnungslose Stimmung breitet sich aus. Die Katastrophe selbst wird von brutalen, aber realistischen Szenen begleitet, die einen zart besaiteten Leser durchaus verstören können. Die Szenerie ist glaubhaft dargestellt, nach und nach wird der psychische Druck für Ed und seine Familie deutlich und ist gut nachvollziehbar. Danach ist nichts, wie es war: Die postapokalyptische Umwelt ist geprägt von Zerstörung, Ruinen und Leichen. Die überlebenden Menschen haben sich in Gruppen zusammengefunden und organisiert, müssen sich aber gleichzeitig vor anderen Überlebenden schützen. Die Atmosphäre ist geprägt von Überlebensinstinkten, nur die Starken werden es schaffen. Schließlich wird Ed von seiner Familie getrennt. Ihn und die mit ihm zurückbleibende Gruppe trennen 500 Meilen vom Rettung versprechenden Ort, an dem Ed seine Familie wiederzusehen hofft. Sie beginnen zu laufen, und laufen und laufen und laufen. Zwischenzeitlich könnte man kurz auf die Idee kommen, es handle sich hier um eine Ode ans Laufen. Da drängt sich unweigerlich der Gedanke auf, dass das zentrale Thema des Romans nicht die Katastrophe und ihre Auswirkungen sind, sondern dass es vielmehr um Überlebenswille, Überwindung, Durchhaltevermögen geht. Das sind die Dinge, die Ed erreichen muss, wenn er seine Familie wiedersehen will. Der Rest ist lediglich das „Bühnenbild“, vor dem sich der Charakter entwickelt, der auf seinem Weg von viele Einzelschicksalen begleitet wird, die auf ihre Art ums Überleben kämpfen. Das ist schade, denn das „Bühnenbild“ ist absolut beliebig austauschbar. Hier ist es eine Dystopie, woanders ein Krieg, ein Vulkanausbruch, ein Kampf gegen den Drachen. Und so läuft die Story gemeinsam mit Ed im wahrsten Sinne des Wortes auf eine zentrale Erkenntnis hinaus: Egal, welche Probleme sich dir in den Weg stellen, denke immer nur über den nächsten Schritt nach, nicht darüber, was hinter dir liegt, sondern dein Ziel, das vor dir liegt, dann wirst du es auch erreichen. Und ja, das kann man tatsächlich als oberflächlichen und platten Sinn sehen, es funktioniert aber eben seit anbeginn der Geschichtsschreibung ganz gut. Fazit: Der Kern der Story ist nicht neu und wurde bereits zig-fach erzählt. Mir fehlt das gewisse Etwas, das diesen Roman aus den vielen seiner Art hervorstechen lässt. Und so hat es einfach nicht für 4 Sterne gereicht.

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