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Babscha

Posted on 5.3.2020

Er war mal der härteste Bulle von Memphis. Das ist allerdings schon ein wenig her, genauer gesagt gut drei Jahrzehnte. Heute ist Baruce „Buck“ Schatz 87 und kriegt sein tägliches Leben im eigenen Heim zusammen mit seiner Frau Rose gerade noch so auf die Reihe. Er qualmt wie ein Schlot, terrorisiert seine Mitmenschen mit seiner Besserwisserei und seinem Zynismus und schläft nur mit seiner .357 Magnum unter dem Kopfkissen. Ein unleidlicher alter Sack eben. Eines Tages wird er ans Sterbebett seines alten Kriegskameraden Jack gerufen, der ihm in seinen letzten Minuten beichtet, er wisse, dass der SS-Mann Heinrich Ziegler, ein Aufseher in ihrem polnischen Kriegsgefangenenlager, der Schatz wiederholt fast totgeschlagen hatte, nach Kriegsende mit vielen Barren Nazigold untergetaucht sei. Er bittet Buck, diesen aufzuspüren, bevor es zu spät ist und für sie beide späte Rache zu nehmen. Gemeinsam mit seinem Enkel William „Tequila“, der in NY Jura studiert, startet Schatz dann tatsächlich einen Feldzug im Namen der Gerechtigkeit (und des erhofften Goldschatzes). Das Buch überzeugt auf der ganzen Linie. Das betrifft sowohl die außergewöhnliche, wendungsreiche und bis zum gut gemachten show-down sehr spannende story wie auch den klasse Schreibstil des Autors, in erster Linie aber natürlich die brillant und liebevoll mit all ihren Eigenheiten gezeichnete Figur des alten Juden Schatz, der aus seiner täglichen Lethargie nochmal aufbricht zu einer letzten großen Heldentat und dabei auf jede denkbare Weise von den körperlichen und geistigen Schwierigkeiten seines Alters zusätzlich behindert wird. Meisterhaft, wie der Autor hier Feuerwerke an Wortwitz nur so abbrennt, ganz besonders in der privaten Kommunikation zwischen den beiden alten Leutchen, wo ein einziges Wort seiner Frau das Machogehabe des selbsternannten Haudegens ins Nichts befördert. Und der seiner icherzählenden Hauptfigur durch deren offen ausgebreitete Gedanken- und Gefühlswelt gleichzeitig eine Ernsthaftigkeit, Tiefe und Tragik einhaucht, die glaubhaft und lebensnah ist und den Leser sofort für den alten Knacker einnimmt. Und der zeigt uns wirklich, dass er´s immer noch drauf hat. Immer schön voller Selbstkontrolle im Sinne seines Neurologen, denn: „Paranoia ist der erste Schritt zur Altersdemenz“. Ein großartiges Buch. Die Filmrechte hat man sich wohl schon gesichert. Kein Wunder.

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