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frauschafski

Posted on 5.3.2020

Mord, wo andere Urlaub machen Zwei kaum miteinander bekannte Paar kommen auf die Idee, gemeinsam auf der Insel Amrum Urlaub zu machen. Als wäre das nicht schon genug Zündstoff für Konflikte, wird auf der verschlafenen Insel auch noch ein Mord verübt: Eine Frau wird bis zum Hals im Sand eingegraben und ertrinkt qualvoll in der aufkommenden Flut, ihr Mann muss, an einen Holzpflock gefesselt, alles mitansehen. Arno Strobel gilt als einer von Deutschlands ganz großen Thriller-Autoren und man muss ihm zugestehen, dass er in der Lage ist, sich furchtbar kranke Psychopathen mit furchtbar weit hergeholten Motiven auszumalen. Leider reicht das allein nicht, einen guten Thriller zu schreiben. Es reicht auch nicht, dass potenziell alle Figuren irgendwie verdächtig sind: der Nachbar, der Hauptkommissar, der privat ermittelnde Bulle, der Psychiater und sowieso alle Inselbewohner und jedes einzelne Sandkorn. So wird der Leser der Verdächtigungen schnell müde, es sind einfach zu viele. Der ermittelnde Kommissar und sein Partner teilen sich ganz klassisch in Good und Bad Cop auf. Nur dass der Bad Cop so bad ist, dass es völlig überzogen wirkt. Natürlich ist das nicht seine Schuld, sondern die eines ganz furchtbaren Schicksalsschlags, der ihn zum „Pitbull“ gemacht hat. Und dann die beiden Paare, sie zicken sich ständig an. Sie mag ihn nicht, er mag ihn nicht, sie mag sie nicht, beide mögen beide nicht. Noch ehe man sich versieht, braucht mal der eine, mal die andere frische Luft und stürmt wie in einer schlechten Soap aus dem Haus. Die potenziellen zukünftigen Opfer verhalten sich darüber hinaus völlig unvernünftig: Sprechen an abgelegenen Orten mit Fremden, laufen in der Dunkelheit draußen herum, sind naiv und unvorsichtig. Phasenweise erinnert die Handlung dadurch an einen klassischen Teenie-Horrorfilm aus den 90ern, in denen das Opfer vor dem Täter immer die Treppe hinauf wegläuft, um kurz darauf in der Sackgasse des Flurs niedergemetzelt zu werden. Am Ende hat der Leser gute 350 Seiten hinter sich, aber das Gefühl, dass kaum etwas geschehen ist. Fazit: Wenig Handlung, viel Gekeife und Figuren zum Weglaufen. Zwei Sterne immerhin, weil der Autor sich selbst nicht zu ernst zu nehmen scheint, was in manchen Dialogen seiner Figuren mit einem Augenzwinkern durchblitzt.

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