Babscha
Der nichts ahnende Wil Parke wird auf einer Toilette des Flughafens von Portland, USA von zwei Männern angegriffen und nach kurzer heftiger Gegenwehr von einem der Angreifer verschleppt. Gefüttert mit bruchstückhaften, nebulösen Hinweisen zu einem in der verlassenen Stadt Broken Hill im australischen outback verborgenen gefährlichen Artefakt, zu dem er der einzige Schlüssel sei, beginnt für ihn eine albtraumhafte Odyssee um die halbe Welt. Ziemlich schnell merkt er, dass es hier tatsächlich um Leben und Tod geht. Eine geheimnisvolle Organisation, zu der sein Entführer irgendeine Verbindung zu haben scheint, ist ihnen dicht auf den Fersen und schreckt vor nichts zurück, um zu verhindern, dass die beiden Männer ihr Ziel erreichen. So der Auftakt eines von der ersten bis zur letzten Seite megaspannenden, abgründigen und fesselnden Buches, das seine ganze Qualität erst mit dem Fortschreiten der anfangs ziemlich verworrenen, dann aber um so vielschichtigeren, sauber konstruierten und verschachtelten Handlung offenbart. Denn wer hier nur einen gut gemachten Thriller erwartet, wird wahrlich überrascht. Kernthema des Romans sind nämlich Worte und deren große, zumeist destruktive Macht. Und hierin liegt dann auch der eigentliche Zusammenhang aller dem Leser nach und nach und auf wechselnden Zeitebenen ausgebreiteten rasanten Geschehnisse mit dem einen schrecklichen Gegenstand, auf den alles hin steuert. Es wäre einfach opportun, an dieser Stelle mehr zu verraten, da sollte man sich dieses außergewöhnliche Lesevergnügen unbedingt selbst gönnen. Getragen wird die bis zum überraschenden Ende mit vielen unerwarteten Wendungen daher kommende story von einer Handvoll gut gezeichneter Hauptcharaktere, allen voran der der jungen, toughen und aufgrund ihrer nicht gerade rosigen Lebensumstände sich dann auch äußerst zwiespältig entwickelnden Emily, um die sich letztlich alles rankt. Gleichzeitig die Person, die bei mir in dem kalten Wirrwarr von Manipulation und Gewalt zumindest zeitweise so was wie Empathie wecken konnte. Was den Roman weiter reizvoll macht, sind die nach jedem Kapitel eingestreuten fiktiven "Medienberichte" zum Buchgeschehen selbst, vor allem aber die vom Autor bewusst platzierten Reflektionen zur Macht des geschriebenen wie gesprochenen Wortes mit seinen vielfältigen Beeinflussungsmöglichkeiten, sei es über Anklänge an die alttestamentarische babylonische Sprachverwirrung und ihre Folgen wie auch zum Wirken der heutigen "social medias", in denen mit wenigen Worten zielgerichtete Lawinen losgetreten werden können. Dies macht er begleitend zur story allerdings so subtil und geschickt und vor allem ohne erhobenen Zeigefinger, dass es weder stört noch unangenehm berührt. Hier ist gerade der Leser gefordert, selbst Zusammenhänge herzustellen und Denkanstöße wahr zu nehmen. Alles in allem eines der besten, spannendsten und intelligentesten Bücher der letzten Jahre in einem klasse Schreibstil. Ein echter Lesegenuss und damit unbedingte Empfehlung.