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SternchenBlau

Posted on 4.3.2020

Vorneweg: Es gibt auch einige sehr gute Bewertungen zu diesem Kinderbuch. Das ist also alles meine ganz persönliche Meinung. Und dass mir das Buch nicht gefallen hat, hat sicherlich mit meiner Erwartungshaltung zu tun. Ich war davon ausgegangen, dass hier Mietenexplosion und Gentrifizierung in Form einer kindgerechten, phantasievollen Geschichte erzählt werden würde. Wir wohnen in der Großstadt, mein Sohn sieht alle paar Tage, wie auch noch Dir letzten Brachen bebaut werden. Aber stattdessen… ja, wie soll ich denn zusammenfassen, was ich das eigentlich gelesen habe? In das Buch hat der Autor einfach viel zu viel hineingepackt und gleichzeitig zog es sich für mich wie Kaugummi. Alle Ansätze, die in Richtung meiner Erwartungshaltung ginge, wurden zunichte gemacht, indem additiv noch dieses und noch jenes und dann noch was ganz anderes dazu gemengt wurde. Die Idee mit den Wurmlöchern im Haus fand ich ja noch ganz charmant. Aber dann gab es noch die Hausbesetzung, unterschlagene Anwaltsbriefe, Mobbing, ein Mädchen, das von seinen Eltern einfach zurückgelassen wurde, eine Eisenbahn-Nerd-Geschichte und ein Vater, der von der Realität viel zu wenig mitbekommt, und die bösen sind so Klischee-böse, dass es ganz langweilig war. Ich mag ja überbordendes Erzählen, hier kam es mir aber nicht überbordend, sondern beliebig vor. Die stellenweise netten Ideen werden dadurch nivelliert. Und eigentlich kamen mir alle Charaktere wie Abziehbilder vor. Und die Hauptfigur Lotta ging mir mit ihrem Dauergekreische im Wurmloch gehörig auf die Nerven. „Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii!“ Ja, das sind 35 Is (ich habe sie gezählt) und das ist ein Zitat. Oder vielmehr ZitatE, weil es das kommt ja häufiger vor. Damit trat der Autor für mich in ein riesiges rosa-hellblau Klischee. Und dann fand ich die Schilderung von Ludwig richtig schlimm, hier wird sich über jemanden lustig gemacht und mit ableistischen Begriffen bezeichnet, der anscheinend eine leichte geistige Behinderung hat. Muss das sein? Ich finde: Nein, das muss nicht sein. Anstrengend fand ich auch die Erzählhaltung. Lotta erzählt in der Ich-Form, manchmal wie aus einer Vogelperspektive, viel zu altklug, dann wieder pseudo-cool. Tröge wurde es, weil die Geschichte als ein andauerndes Und-dann-und-dann geschildert wurde mit dem Lotta stolpert durch die Geschichte gestolpert ist. Fazit Ich habe nur das erste Kapitel mit meinem Sohn gelesen, danach fehlte ihm die Lust auf das Buch, also habe ich alleine zu Ende gelesen und es wurde für mich auch nicht viel besser. Wenn möglich, würde ich 2,5 Sterne geben. Aber ich fand es dann halt doch viel zu beliebig, als das man Zeit investieren müsste. Und dann noch die rosa-hellblau-Falle und die behinderten-feindliche Sprache. Es gibt so viel schönere Kinderbücher, die man lesen könnte, daher vergebe ich 2 Sterne.

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