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Babscha

Posted on 3.3.2020

Rezension eines Klassikers der Literatur? Nein, besser nicht. Stattdessen einfach nur ein persönlicher Eindruck. Auch in seinem wohl bekanntesten und berühmtesten Buch verliert sich Saramago wieder in seiner absolut eigentümlichen, ganz speziellen Sprache, und das wie immer ohne Punkt und Komma. Sie gibt seinen Büchern einfach diese Besonderheit, diesen schnellen Fluss, in den man sich als Leser sehr schnell einfindet. Die Geschichte einer namenlosen Gesellschaft in der heutigen Zeit, in der nach und nach alle Menschen erblinden, ist von der Idee schon ganz besonders und ein Meilenstein der dystopischen Literatur, geschrieben lange bevor wir alle mit mehr oder weniger guten derartigen Machwerken überschwemmt wurden. Eine gute Handvoll Hauptprotagonisten, die er in seinem Buch im wahrsten Sinne aneinander kettet, bilden den Handlungsstrang des Geschehens. Phänomenal, in welch gekonntem Mix aus Zurückhaltung, feiner Sprache und feinen Gedanken, Sarkasmus und Brutalität der Autor seine streckenweise an die Nieren gehende Geschichte von Menschen in einer absolut hoffnungslosen Ausnahmesituation erzählt. Wie er die Transformation des Einzelnen wie auch der ganzen überforderten Gesellschaft in einer blinden Welt auf den Punkt bringt, mit welcher Abgeklärtheit er das alles macht. Das ist echt Kunst. Und irgendwie eine große, resignierte Anklage oder auch Bestandsaufnahme menschlicher Unzulänglichkeit im Innen und Außen. Aufwühlende Ausnahmeliteratur.

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