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Babscha

Posted on 3.3.2020

Nachdem schon auf den tausenden von Seiten der Vorgängerbände des großen Commonwealth-Zyklus kein Kraut gegen die Leere, dieses unsägliche, alles verschlingende dunkle Gebilde in den Tiefen der Galaxie, gewachsen schien, eskaliert das Ganze jetzt zur ultimativen Bedrohung der Menschheit, seit Inigo, der große Träumer, immer bedrohlichere Bilder von dort empfängt. Kein Geringerer als Nigel Sheldon selbst wird auserkoren, mit Hilfe des unvorstellbar klugen und alten Volks der Raiel einen Zugang zur Leere zu finden, um hinter die große Barriere zu schauen und irgendwie einen Weg zu finden, die von dort drohende Auslöschung allen Lebens doch noch abzuwenden. Hamilton eröffnet mit seinem vorliegenden Buch einen neuen Unterzyklus aus dem mittlerweile langsam zerfallenden Kosmos des Commonwealth und knüpft so direkt wie elegant an die bisherigen Geschehnisse an. Mit Paula Myo und Nigel Sheldon fährt er als gelungenen Einstieg direkt zum Auftakt zwei altbekannte, vertraute und kauzige Protagonisten auf, womit man sich sofort wieder heimisch fühlt in den dekadenten, überbordenden Welten einer Zukunft, in der die Menschen sich in jeder Hinsicht bis zum Exzess optimiert haben, klonen und relifen können und damit quasi Unsterblichkeit erlangt haben, sofern das nötige Kleingeld vorhanden ist. Wer Hamilton kennt, weiß, was ihn hier erwartet: Geniale, ausufernde Visionen von morgigen Welten, wie man sie sich durchaus vorstellen könnte, hochtechnisierte Beschreibungen von Menschen, Aliens und Raumfahrzeugen, plötzliche rasante action, wenn man sie am wenigsten erwartet, aber auch, und die Betonung liegt hier wie immer ein wenig verdrossen auf dem aber, genauso endlos ausgebreitete und bis in tiefste Verästelungen erklärte Welten auf einzelnen Planeten, technisch immer etwas rückständig, irgendwie lost in space, aber voller guter wie böser Charaktere, die sich über kurz oder lang dann bis aufs Blut bekämpfen. Das ist auch hier nicht anders. Der Autor verliert sich wie in fast jedem seiner Bücher auch diesmal wieder in ausufernden Landschafts- und Personenbeschreibungen in allen Facetten, was zwar als Kontrast zum quirligen Leben des vierten Jahrtausends gut funktioniert, aber irgendwann dann doch den Geduldsfaden des Lesers leicht strapaziert. Aber wie immer kriegt er rechtzeitig die Kurve, lässt nicht den kleinsten Faden seiner stets verschachtelten stories unverknüpft, fällt zurück in echte, überzeugende scifi und klebt mit tollen Ideen und Wendungen den Leser förmlich ans Buch fest. So kennt man ihn, so mag man ihn. Insgesamt mal wieder der brillante Auftakt einer neuen Buchreihe mit einem so überzeugenden cliffhanger, dass man die Folgebände kaum erwarten kann. Verdiente fünf Sterne. Aus meiner Sicht sollte man entgegen der Verlagsempfehlung auf dem Buchumschlag für den perfekten Lesespaß allerdings die vorherigen Bände aus dem Commonwealth bereits gelesen haben, da man nur so die Hauptfiguren mit ihren ganzen Macken und Eigenheiten versteht, genau wie auch die ganzen sonstigen technischen Begriffe und Zusammenhänge, einfach diese ganze Welt als solche.

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