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frauschafski

Posted on 3.3.2020

Nordseespuk ohne Gruselfaktor Der Klappentext scheint zunächst einmal vielversprechend: Ein Krimi im 19. Jahrhundert, in dem der berühmte Schriftsteller Theodor Storm ermittelt, da werden die Erwartungen des Lesers direkt hoch gesteckt. Und so begibt er sich ohne Umwege nach Husum. Die Handlung startet unvermittelt, keine große Einführung oder Erklärung. Stattdessen erscheinen sofort diverse Figuren, Orte und historische Begebenheiten, was aufgrund der großen Fülle erst einmal etwas beschwerlich ist. Auch wenn die historisch präzise getätigten Beschreibungen der Örtlichkeiten durchweg düster, grau und verregnet sind, gelingt es dem Autor nicht, eine einem Krimi würdige Atmosphäre zu schaffen. Das Ermittlerteam, bestehend aus Storm, seinem Schreiber Söt und seiner Cousine Constanze, bleibt über den gesamten Roman hinweg sehr farblos. Auch arbeiten sie nur bedingt aktiv an der Lösung des Falls, sondern profitieren eher von einer Aneinanderreihung von Zufällen, die letztlich den Weg zur Enträtselung weisen. Um den Leser damit nicht zu überfordern, bekommt er in regelmäßigen Häppchen nicht nur die richtigen Fragen von den Figuren vorgegeben, sondern zusätzlich kurze, prägnante Zusammenfassungen der bisherigen Erkenntnisse. Auf diese Weise sieht sich der Leser lediglich noch in der Position des Beobachters, wird aber nicht aktiv in die Handlung einbezogen, was letztlich auf Kosten der Spannung geht. Gewürzt wird die Handlung mit allerlei historischen Anekdoten, die aber meist völlig losgelöst von der eigentlichen Handlung sind. Noch dazu ist Weihnachten, und an Weihnachten jagt man keine Verbrecher - es sei denn, eine Mini-Katastrophe droht. Leider fehlen dem Roman darüber hinaus neue Ideen oder eine unvorhersehbare Wendung, sodass er, einmal zuendegelesen, schnell wieder in Vergessenheit gerät. Immerhin muss dem Autor zugute gehalten werden, dass seine intensive Recherche des historischen Hintergrunds absolut überzeugen kann. Insofern werden sich Fans von Historienromanen daran vielleicht erfreuen, für Krimifans fehlt dem "Nordseespuk" letztlich der Grusel- und Spannungsfaktor.

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