Babscha
Die Autoren, beide Traumatherapeuten, arbeiten in ihrem Buch ein leider immer noch sehr lebendiges Kapitel deutscher Realität auf, nämlich in welch fataler Weise die oft unsäglichen Verhaltensweisen der zumeist schwer traumatisierten Persönlichkeiten der Menschen der letzten Kriegsgeneration auf die Leben ihrer direkten Nachkommen Einfluss genommen haben. Ein Thema, mit dem sich wahrscheinlich die überwiegende Zahl deutscher Familien gut auskennen dürfte. Ohne Wertung oder Verurteilung versuchen die Eheleute Baer aus ihrem reichen Erfahrungsschatz mit behandelten Patienten den Spagat, die ganzen Verwirrungen und Wirkmechanismen einer mit teils unsäglichen Kriegserfahrungen belasteten und mangels eigener therapeutischer Behandlung regelmäßig versteinerten und verbogenen Kriegsgeneration auf die eigenen Familienmitglieder in allen Facetten darzulegen. Offensichtlich wird, wie immens sich diese zumeist negativen interfamiliären Erlebnisse mit den eigenen Eltern sich auf die Leben und die Seelen der Kinder und Enkel, vor allem die der direkt nachfolgenden Babyboomergeneration, ausgewirkt haben, in langen Leidensjahren dort "eingesickert" sind und bei diesen Menschen dann wiederum eigene Verhaltens- und Denkweisen geformt haben, die denen der Vorgängergeneration typischer Weise nur zu ähnlich sind. Die Autoren versuchen, und darin liegt der besondere Wert des Buches, sehr verständnisvoll und in der richtigen Dosierung Hilfestellung und Lösungsansätze aufzuzeigen, wie der Einzelne aus dieser Einbahnstraße familiärer Prägungen immer noch ausbrechen und zu einer Art innerem Gleichgewicht, innerer Stabilität zurückfinden kann. Und dies bei weitem nicht allein über die simple Schiene des Versöhnens und Verzeihens. Ein gutes, wertvolles Buch zu einem extrem schwierigen Thema und immer schon tabuisierten gesellschaftlichen Problem, das sich erst in einigen Generationen vollständig ausgewachsen haben dürfte.