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Babscha

Posted on 2.3.2020

Der persönliche, informative und teils mutig geschriebene Ratgeber eines Mannes, der sein Berufsleben der Psychiatrie und Psychotherapie gewidmet und dabei so ziemlich alles erlebt hat, was man da erleben kann. Dogs war zuletzt Chefarzt einer psychosomatischen Klinik in Süddeutschland. Er beleuchtet im Buch insbesondere die teils unschönen Realitäten der psychotherapeutischen Behandlung und Begleitung Betroffener in Deutschland und legt dabei den Finger in manche Wunde: Geldschneiderei, extreme Wartezeiten bei gleichzeitig sinnlos langen Therapien teils unfähiger Therapeuten, fehlende oder falsche Strategien in der Behandlung von Patienten usw.. Gleichzeitig votiert er, offen von seiner eigenen fatalen Jugend mit einem despotischen, brutalen Vater berichtend, vehement dafür, in der Therapie gerade nicht in negativen Kindheitserlebnissen als Ursache allen Übels zu "graben", sondern sich dem Heute und den Möglichkeiten, das eigene Leben zu verbessern bzw. zu stabilisieren, zuzuwenden. Ebenso sollte nicht die verzweifelte permanente und meist nicht von Erfolg gekrönte Suche nach persönlichem "Glück" im gesellschaftlichen Umfeld im Vordergrund stehen, sondern der Einzelne sollte sich als Individuum und völlig eigenständige Persönlichkeit wahr nehmen, so sein und leben, wie es für ihn selbst gut ist und dabei vor allem auch nicht seine Gefühle wie z. B. Trauer, Wut und Angst unterdrücken. In der heutigen komplizierten und verschachtelten Welt der sozialen Interaktion vielleicht nicht ganz so einfach, aber grundsätzlich durchaus ein zu bejahender Ansatz. Dogs sieht in der Gesamtbetrachtung viele interessante teils selbst entwickelte Therapieansätze in der Behandlung des weiten Spektrums seelischen Ungleichgewichts und differenziert dabei trennscharf zwischen wirklich behandlungsbedürftigen klinischen Diagnosen wie Depressionen und auch in anderer Weise zu verbessernden "Befindlichkeitsstörungen". Ein gut geschriebener, interessanter Bericht mit einem klar Stellung beziehenden Autor.

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