Sanne
Annie wurde entführt. In eine Hütte gesperrt von einem Mann, der sie nicht mehr gehen lassen will. Er bestimmt, wann es Essen gibt, wann sie zur Toilette gehen darf und was sie anziehen soll. Weigert sie sich - wird sie bestraft. Er versucht, sie zu brechen mit der Isolation, den Vergewaltigungen und der Demütigung. Annie weiß sofort, mit was für einem kranken Geist sie es hier zu tun hat, findet aber keine Möglichkeit, auszubrechen. Irgendwann kann sie sich doch befreien, doch dann fängt der Albtraum erst richtig an... Still Missing führt an die Abgründe der menschlichen Psyche. Wie weit kann man gehen, bevor ein Mensch zerbricht? Ich habe mit Annie mitgelitten und mich gefragt, was ich wohl an ihrer Stelle getan hätte, obwohl der Gedanke daran gleichzeitig wirklich beängstigend war. Die Spannung war dem Buch etwas genommen, da man von Anfang an wusste, dass das Opfer die Entführung überlebt und wieder "in Sicherheit" ist. Die Entführungsszenen sind großartig geschrieben. Annies Angst, Abscheu und Wut waren richtig zu spüren und man konnte nicht anders, als den Täter zu hassen. Besonders interessant fand ich auch den Wechsel zwischen der Entführung, von der ja im Rückblick erzählt wurde und den aktuellen Geschehnissen nach der Entführung. Das Buch hat sich eher durch den unterschwelligen psychologischen Aspekt ausgezeichnet, das Gefühl von Gefahr, das den ganzen Thriller begleitet hat. Es gibt so viele Plot Twists, dass man gar nicht mehr weiß, wer nun gut oder böse ist und was wirklich passiert ist. Wem kann Annie eigentlich noch trauen? Für jeden Fan von psychologischen, tiefgründigen Thrillern ist das das perfekte Buch.