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Babscha

Posted on 2.3.2020

Mitgefühl. In der Definition der Autorin weitergehend als Empathie in dem Sinne, dass auf reines Fühlen dann auch Taten folgen. Im Idealfall durch jeden Einzelnen selbst. Aber die Abgrenzungen sind kompliziert. Evolutionstechnisch ist sich zunächst mal jeder selbst der Nächste, danach kommen naturgemäß Familie sowie enge Vertraute, zu denen man warum auch immer eine enge Verbundenheit spürt. Je ferner und fremder einem Menschen erscheinen, desto geringer der Grad des Mitfühlens. Bestes Beispiel das aktuelle Migrationsthema. Aber dann kommt es eben auch auf die (elterliche) Prägung, die eigenen Erlebnisse und Lebenserfahrungen und ggf. auch verinnerlichte Vorurteile an, ob und wenn ja, wie weit man mit anderen mitfühlen und diesen in der Auslegung dieses Buches dann auch in passender Art und Weise helfen kann und will. Hier gibt es natürlich die verschiedensten Möglichkeiten, von rein monetärer Hilfe (Spenden, Stiftungen) über gute Worte, Trost und Zuneigung bis hin zum echten Anpacken wo´s brennt, ohne erstmal auf die Hilfe anderer, der Politik oder wen auch immer zu vertrauen bzw. zu warten. Mitfühlen kann man im Großen wie im Kleinen und es dürfte unstrittig sein, dass es absolut befriedigend und bereichernd sein kann. Aber ganz so simpel ist es eben doch nicht, dafür ist der Mensch viel zu kompliziert. Mit diesen ganzen Themen und Gedanken befasst sich die Autorin in ihrem Buch, beleuchtet, bewertet und urteilt. Viele Beispiele aus der wissenschaftlichen Forschung zum menschlichen Denken und Empfinden, zu tief verankerten, unbewusst ablaufenden Automatismen werden thematisiert und in Relation gesetzt zu den allseits bekannten negativen wie positiven gesellschaftspolitischen Schlagzeilen und Problemfeldern der jüngeren Vergangenheit. Das Ganze ist sehr interessant und abwechslungsreich aufbereitet und regt immer wieder zum Reflektieren und Nachdenken an. Wie zu erwarten bleibt festzuhalten, dass wir uns, neben vielen im Kleinen und oft Verborgenen glücklicherweise ja ablaufenden Prozessen von Mitgefühl und Mitmenschlichkeit, in unserer immer mehr verrohenden und das Individuum und seine Bedürfnisse ins Zentrum setzenden Gesellschaft noch deutlich entfernt befinden vom Kant´schen Imperativ in einer wirklich menschlichen, allgemein akzeptablen Form. Ein lesenswertes und faires Plädoyer für Menschen mit Interesse am Nächsten. Und als Anregung und Denkanstoß für alle anderen natürlich ebenso geeignet.

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