Babscha
Im Jahr 2003 wird in New York eine Jury einberufen, die aus vielen verschlossen eingereichten Architektenentwürfen den Sieger für ein geplantes Memorial an Ground Zero küren soll. Als der Kandidat endlich feststeht, stellt sich heraus, dass der Gewinner ausgerechnet einen muslimischen Namen trägt. Damit setzt sich eine Zerreißprobe aus Wut, Angst, Aggression , gegenseitigem Unverständnis, Taktieren und Korrumpieren in Gang, in die die Politik, die Hinterbliebenen, diverse Interessengruppen, letztlich die ganze Bevölkerung eingesogen werden. Die Autorin fängt in ihrem Buch die labile Pulverfass-Stimmung in Amerika kurz nach den Attentaten wie auch die menschliche Beschränktheit und Manipulierbarkeit sehr gut ein. Gelungen und beklemmend ist ebenfalls, wie sowohl die Jurymitglieder als auch der Gewinner selbst, ein muslimischer US-Amerikaner ohne jede radikale Ambitionen, ins Fadenkreuz aller Beteiligten geraten, auseinander genommen werden und letztlich dann jeder nur noch versucht, die eigene Haut zu retten. Das große hehre Ziel verkommt am Ende zu einer abstoßenden Schlammschlacht. Und natürlich kommen Presse und Politik (wie im wahren Leben) dabei am schlechtesten weg. Leider stellte sich bei mir während der Lektüre nach gewisser Zeit irgendwie ein Gefühl von Langatmigkeit und Zähflüssigkeit ein, was die Seiten beim Umblättern bleischwer machte und daran gelegen haben mag, dass hier alles, insbesondere die agierenden Hauptpersonen, einfach zu elaboriert und breit ausgewalzt ist. Jede kleinste Regung und Schwäche der Beteiligten wird interpretiert, analysiert und gedeutet. Das klappt dann in der Wechselwirkung zueinander mal besser, mal schlechter, zieht aber die Dynamik und den eigentlichen Handlungsfluss des Buches auseinander. Die Erzählung fasert streckenweise einfach in Banalitäten aus, die der Kernstory nicht mehr dienlich sind. Die Spannung und Erwartungshaltung des Lesers, zumindest meine, kam damit irgendwann fast zum Stillstand. Die Ambitionen der Autorin, die sie hier verfolgt, sind zugegebenermaßen aber erkennbar richtig und gut gemacht, wahrscheinlich war das auch ihr größtes Anliegen. Insgesamt ein durchaus lesenswerter Roman, unterlegt mit hohem Sachverstand der Schreiberin und gut konstruiert, der aber auch einiges an Durchhaltevermögen beim Leser einfordert.