Babscha
Eine namenlose Landschaft im Nirgendwo. Bewohnt von einer Handvoll verstreut lebender Personen. Die Brücke über den Fluss zu anderen Menschen wurde schon vor 25 Jahren bewusst gesprengt, um sich vollständig abzuschotten. Irgendwo in der Ferne hinter dem Fluss soll das Meer liegen. Man hasst alle Fremden, möchte isoliert und sicher leben. Das Klima spielt schon lange verrückt, auf endlosen Nebel folgt immer weiter ansteigende Hitze und Trockenheit. Es gibt nur noch wenige Tierarten, was die Natur noch an Nahrung hergibt, wird unter den Bewohnern der einzelnen Höfe getauscht. Endzeitstimmung. Skalde, die ihre Geschichte in der Rückschau erzählende Hauptperson des Buches, ist auch von dort. Sie ist die Tochter von Edith, mit der sie unter einem Dach in chaotischen Umständen zusammenlebt. Wir erfahren, dass Edith vor langen Jahren dort als Letzte angekommen ist, ihren Mann verloren hat und von Beginn an von den Nachbarn als Fremde angefeindet und ausgegrenzt wurde. Das Mutter-Tochter-Verhältnis ist inzwischen zerrüttet, die beiden Frauen hassen sich bis aufs Blut, eine reine Zweckgemeinschaft unter widrigsten Umständen. Eines Tages steht ein kleines Mädchen vor ihrer Tür. Niemand kennt sie. Während die inzwischen erwachsene Skalde sie in ihre Obhut nimmt und vor der Mordlust ihrer Nachbarn schützt, ist der manisch-depressiven, auf unterstem Level vegetierenden Edith alles egal geworden. Nach und nach eskalieren die Dinge und Skalde ist gezwungen zu handeln. Das Buch hinterlässt bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck. Nach einem starken, wirklich dystopischen Auftakt in knapper, kraftvoller Sprache, in dem eine Menge Spuren gelegt und lose Enden geknüpft werden, verliert die story in der zweiten Hälfte leider an Fahrt, Dynamik und auch ein wenig an Logik. Die Dinge entwickeln sich nicht mehr richtig weiter. Das Erwartbare passiert, aber nichts wirklich Überraschendes mehr. Vor allem stagnieren außer den Hauptakteuren die sonstigen mitwirkenden Personen, bleiben blass und viele Fragen, die man gern noch geklärt gehabt hätte, bleiben einfach offen. Insgesamt ist der Debütroman der Autorin aber ein durchaus lesenswertes Endzeitszenario mit einigen echt starken Momenten, das weniger monumental daher kommt als dass es von der zwischenmenschlichen, grauenerregenden Dynamik von Personen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, lebt.