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Patricia

Posted on 1.3.2020

Es hätte so gut werden können... Ich fange mal mit den wenigen positiven Dingen an, nämlich der Storyidee. Ein Serienkiller, der Menschen im Auftrag eines Sammlers Tattoos vom Körper entfernt, sie also teilweise häutet, und diese Häute dann zu Leder verarbeitet. Megageil! Das war’s auch schon. Mehr Positives fiel mir nicht auf. Wir haben unfähige, extrem voreingenommene Ermittler. Einen Chef, der sich nicht überzeugen lässt und deshalb die einzig sinnvollen Zusammenhänge zwischen den Opfern vom Tisch fegt. Gleichzeitig setzt er einen Anfänger als Einsatzleiter ein, obwohl er ihm kein Stück vertraut und seinem Konkurrenten am liebsten den Fall geben will. Dieser Konkurrent schleimt wie blöde, manipuliert aber gleichzeitig und ist letztendlich, als er die Leitung übernimmt, mit allem überfordert. Will aber natürlich nicht die Leitung abgeben, Lorbeeren und so. Francis, überreligiöser und verkrampfter DI, bekommt seinen ersten Fall als leitender Ermittler und versagt, aber so richtig. Er ist unsympathisch, wie eigentlich alle im Buch, hat einen Stock im Arsch und kommt seinen Zeugen kein Stück entgegen. Ganz wichtig natürlich: Marni, die Tätowiererin, die die erste Leiche entdeckt, anonym meldet, aber dennoch aufgespürt wird, zur Mitarbeit gezwungen werden muss, weil sie WARUM AUCH IMMER nicht gut auf Cops zu sprechen ist. Und nein. Das wird alles nicht richtig erklärt, sondern nur Häppchenweise in den unmöglichsten Situationen. Zum Beispiel beim Kaffeetrinken. Oder durch komische Träume und kurze Flashbacks. Natürlich hat sie eine enge Bindung zu ihrer Community, natürlich ist sie aufbrausend, aber auch super abhängig von ihrem Exmann, den sie irgendwie immer noch liebt oder auch nicht. Er sie natürlich auch oder irgendwie auch nicht. Die zwei sind furchtbar anstrengend zusammen. Er schleppt Mädel nach Mädel ab,aber wenn sie einen Kerl bei sich hat, ist sie sein Eigentum. Ätz! Natürlich ist sie dann das Ziel des Killers, der zwar dingfest gemacht wurde, aber der Auftraggeber will eben, was er will, und das bekommt er auch. Oh Wunder, es ist einer ihrer Kunden. Der einzige, der namentlich überhaupt erwähnt wird. Sie wird entführt, es kommt zum Kampf, Francis rettet sie, wird selbst fast gekillt, in letzter Sekunde kann die halbohnmächtige Marni ihn retten. Marni verguckt sich natürlich in Francis WARUM AUCH IMMER und zum Schluss sind die beiden wohl ein Paar, weil sie ihn tätowieren darf. Nichts an diesem Buch war spannend für mich, das Ende habe ich pflichtbewusst überflogen. Diese ganzen Klischees seitens des Killers, blöde Kindheit, Vaterkomplex, detaillierte Beschreibungen der Taten und des weiteren Gerbeprozesses, alles war so entsetzlich gekünstelt. Auch die Tattoocommunity wurde meines Erachtens sehr schlecht dargestellt. Alle tragen schwarze Klamotten, jeder kennt jeden, ist gepierced, sieht bedrohlich aus. Vorurteile hat natürlich auch jeder. So ist das aber nicht. Zwischen den Charakteren kommt es zu mehreren unnötigen Konflikten und Dialogen. Das Ende wirkte nur so hingeklatscht und hat mir wirklich den Rest gegeben. Ich kann das Buch überhaupt nicht empfehlen.

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