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Ladybug

Posted on 1.3.2020

Wahn oder Wirklichkeit? Laura Blacklock, genannt Lo, ist eine Journalistin, die ihre Ziele aus den Augen verloren hat, deren Beziehung schwankt und die ein massives Alkoholproblem hat. Die Gelegenheit, für ihre schwangere Vorgesetzte an einer Kreuzfahrt auf einem kleinen, aber umso luxuriöseren Schiff teilzunehmen, will sie als günstige Gelegenheit nutzen, um Kontakte aufzubauen und auf der Karriereleiter nach oben zu klettern. Doch schon vor der Abreise geht alles schief. Sie wird Opfer eines Einbrechers. Und in der ersten Nacht auf dem Schiff beobachtet sie einen Mord – doch niemand glaubt ihr, zumal ihr Erlebnis mit dem Überfall und die Tatsache, dass sie Medikamente gegen Angststörungen nimmt, durchgesickert sind. Lo findet keine Ruhe und so macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach der Wahrheit … Ganz klar, wer „Passagier 23“ kennt, der denkt bei diesem Buch schnell daran und fragt sich, wie viel davon wohl aufgewärmt wird. Die Antwort: nichts! Es ist eine völlig andere Story – und um Klassen besser! Die Spannung war von Anfang bis Ende auf einem Level, dass ich kaum aufhören konnte zu lesen. Immer wieder traten Ereignisse ein, die alles über den Haufen warfen, alles veränderten und die Überlegungen neu starten ließen. Die Wendungen verändern einfach alles – sind dennoch aber logisch aufgebaut. Eine Art Showdown gibt es am Ende auch. Noch einmal ändert sich alles. Ein paar kleine Punkte sind dabei in meinen Augen nicht ganz glaubwürdig bzw. nachvollziehbar, dennoch hat mich dieser Thriller von Anfang bis Ende durchgängig mehr als gut unterhalten. Von der Umgebung erfährt man so gut wie nichts, doch das ist der Geschichte geschuldet. Lo ist so fixiert auf ihre Nachforschungen, dass sie kein Auge für die See oder die Küstengebiete (so sie denn an diesen vorbeigekommen sind? Ich bin mir da nicht so sicher, ob sie nicht die ganze Zeit auf hoher See waren und es eh nur Wasser zu sehen gegeben hätte) hat. Später hat es dann andere Gründe, warum die Umgebung nicht erwähnt wird. Die Ich-Perspektive lese ich am liebsten, da kam ich hier mehr als auf meine Kosten. Besonders schön auch der Kunstkniff, dass gelegentlich Mails, Facebookeinträge u.ä. anderer zu lesen sind. Diese verwirren teilweise noch mehr, halten die Spannung aber außerordentlich hoch. Die Charaktere haben mir alle sehr gut gefallen. Besonders Lo und ihre Probleme kommen sehr gut und klar raus. Ihre Entwicklung in diesen paar Tagen auf dem Schiff ist sowohl erstaunlich, als auch nachvollziehbar und damit realistisch. Der Leser schwankt immer wieder zwischen den Extremen, Lo helfen zu wollen, sie zu beschützen und – wie die restlichen Mitreisenden – ihre Erlebnisse als Wahnvorstellungen abzutun. Dass eine Reihe Figuren recht nebulös bleibt, erhöht die Spannung und vergrößert den Kreis der Verdächtigen. Mir hat „Woman in Cabin 10“ sehr viel Lesespaß bereitet. Es ist ein Thriller, der mit einem Thema spielt, das noch nicht völlig ausgelutscht ist. Die Tatsache, dass ein Schiff ein quasi hermetisch abgeriegelter Raum ist und niemand einfach so flüchten kann, erhöht die Spannung noch mehr. Es ist eines meiner Lesehighlights und hat mir die Freude an Thrillern wiedergegeben! Macht dann auch in der Konsequenz die vollen fünf Sterne.

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