Babscha
Charly Gordon ist ein in New York City lebender junger Mann, der mit einem IQ von unter 70 am Rande des Schwachsinns vor sich hin vegetiert und durch Hilfstätigkeiten in einer Bäckerei seinen Lebensunterhalt gerade so sichern kann. Sein größter Wunsch, intelligenter zu sein, scheint Wirklichkeit zu werden, als eines Tages eine Gruppe von Wissenschaftlern eine bisher nur an Tieren erprobte und nicht ungefährliche Gehirnoperation an ihm vornimmt. Und tatsächlich: sein IQ und seine Fähigkeiten steigen kontinuierlich bis in eine nicht mehr messbare Höhe. Endlich wird er anerkannt, findet sogar eine verständnisvolle Partnerin in allerdings hochkomplizierter Beziehung, lernt, die Mechanismen des menschlichen Miteinanders zu begreifen, sich zu erinnern und kann sogar Kontakt zu seiner Familie, die ihn längst verleugnet und abgeschrieben hat, herstellen. Aber die Schattenseiten überwiegen: Charlys emotionale Entwicklung, zusätzlich belastet durch hochkommende traumatische Kindheitserlebnisse kann mit der geistigen Reifung in keiner Weise Schritt halten, was zu größten Verhaltens- und Kontaktstörungen mit seiner Umgebung führt. Einziger Freund ist ihm die Labormaus Algernon, an der die gleichen Manipulationen mit ähnlichen Resultaten vorgenommen wurden. Das Schicksal nimmt auch für Charly unerbittlich seinen Lauf, als Algernon auf dem Scheitelpunkt seiner Fähigkeiten plötzlich rapide Ausfall- und Degenerationserscheinungen aufweist.... Der bereits vor über 40 Jahren geschriebene und - m. E. fälschlicher Weise der SF zugeordnete- Roman hat mich durch die phantastische, empathische und geradezu liebevolle Darstellung des in allen Stadien als Ich-Erzähler autretenden Protagonisten sofort in Bann geschlagen und sehr berührt. Man empfindet tiefes Verständnis und Mitleid mit dem in allen Lebenslagen von seinen Mitmenschen unverstandenen und ausgegrenzten Mannes. Für mich ein großes und unbedingt lesenswertes Stück Literatur, toll und sehr eigenwillig geschrieben!
